Stuart Murdoch

The Celestial Café

Central Books 1. November 2010

Das Tagebuch eines Mannes, der noch Zeit hat.

Wer die musikalischen Feinzeichner von Belle & Sebastian aus dem englischen Glasgow auch nur ein bisschen kennt, wird bereits ahnen, dass die schreiberischen Ergüsse ihres Komponisten und Sängers nicht den Gang der üblichen Rock’n’Roll-Memoiren nehmen werden. Und in der Tat, so ist es. Stuart Murdoch entzückt seine Fans auf der Band-Website schon seit Jahren mit einem charmanten Tagebuch. Der vorliegende Band beginnt mit dem Eintrag vom 10. September 2002 und endet am 20. August 2006. Und obwohl der Schreiber dieser Zeilen nicht gerade ein Fan von der Musik Belle & Sebastians ist, hat er dieses Buch regelrecht verschlungen. Weit und breit finden sich keine Orgien, Groupies und zertrümmerte Fernseher. Dafür aber ein gemächlicher Fluss von Beobachtungen und Gedanken über Glasgow, Langstreckenläufe, die Band Felt, den Film „Annie Hall“, Katastrophenkellnerinnen, Girl­friend-Mangel, Sonntage, Welt-Tourneen, Kirchenchor und das Teetrinken im Café. All das in einem Schreibstil gehalten, für den das Wort „Eile“ gar nicht zu existieren scheint. Und gerade durch die Weigerung, selbst den winzigsten Gedankengang als Zeitverschwendung zu (v)erachten, wirkt dieses Buch von Stuart Murdoch erfrischend und inspirierend wie ein Spaziergang ducrh Neuschnee im wunderschönen Schwarzwald.