Style Council – Cafe Bleu
Englands Working Class Hero Nr. 1, Paul Weller, legt sein neues Manifesto vor und untermauert einmal mehr seine These, daß Rebellentum und soziales (um nicht zu sagen sozialistisches) Anliegen sich sehr wohl vertragen mit dem Kreieren einer mondänen, luxuriösen Atmosphäre.
Und das Wechselbad der Emotionen braucht recht verschiedenartige musikalische Gewänder: Paul Weller bleibt auch auf diesem Album nicht auszurechnen. Seit er sich vor zwei Jahren in den Jazz verliebte (Miles Davis, Sonny Rollins, natürlich Coltrane), will er ihn aus seinem intellektuellen Ghetto herausholen, zeigen, daß er auch den Kids von heute was zu geben hat.
Die ganze erste Seite sonnt er sich in entspannter Bar- und Straßencafe-Musik, zwischen Bop und Cool-Jazz, souverän, entzückend und reizvoll. Dabei bleibt er nicht beim bloßen Plagiat stehen, sondern spielt mit Vorbildern, setzt sie in einen modernen Bezug und schafft so zeitlose Stimmungsmusik.
Die drei Instrumentals sind kleine Juwelen, liebevoll rekonstruierte Demonstrationen klassischer Jazz-Muster. Die wärmende Melancholie von „Whole Point Of No Return“ kann sich mit dem großen Gilberte messen; der aktuelle Hit „Ever Changing Moods“ ist hier in einer Piano-Version enthalten.
„A Gospel“ ist der einzige Schwachpunkt und kann zu Beginn der zweiten Seite ruhig übersprungen werden: Schlechter Rap und mittelmäßiger Funk, den sich kein Weißer leisten kann. Auf gleichem Feld, aber ungleich aufregender danach: „Strength Of Your Nature“, harte Agitprop-Disco, die um ein einziges, aber tolles Riff kreist.
Wie zur Zeit kein Zweiter versteht es Weller, rührende (Soul-)Liebeslieder zu schreiben („You’re The Best Thing“) als auch intelligenten, aber doch melodiösen Pop („Headstart For Happiness“ und „Here’s One that Got Away“, das gar mit rustikalen Dexys-Geigen aufwartet). „Council Meetin“, ein fröhliches Instrumental zwischen Motown und Bubblegum, bringt ein Debüt (wie Herr Weller zu scherzen beliebt: „Das beste Debüt-Album seit Jethro Tull‘) zu Ende, das keine Wünsche offen läßt.
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