Tanita Tikaram :: Everybody’s Angel (WEA)

Der Titel dieses Albums kann nur blanke Ironie sein. Gibt es im Lager der Sozialgitarren doch kaum eine Person, an der sich die Geisler dermaßen scheiden wie an Tanita Tikaram. Für die einen ist sie lediglich ein blasierter, altkluger Teenager — für die anderen indes eine begabte Songwriterin mit geheimnisvoll schöner Stimme. Ihr drittes Album wird an dieser Situation wohl nicht viel ändern. Denn nach wie vor setzt Tonita in erster Linie auf gepflegte Tristesse — Moll-Töne dominieren, selbst wenn man fairerweise anmerken muß, daß sich die frischgescheitelte Liedermacherin (Jetzt mit Kurzhaarfrisur) hörbar Mühe gibt, das Leben schön zu finden. Immerhin scheint deshalb auf EVERYBODY’S ANGEL ab und an sogar so etwas wie Spielfreude durch den grauen Vorhang der Ernsthaftigkeit. Punktgenaue Bläsersätze und eine sanfte Streicherobteilung sorgen zumindest onsatzweise für Abwechslung. Und ein beschwingter Song wie ,Me In Mind* könnte glatt glauben machen, daß Tikarämchen sogar richtig fröhlich sein kann. Aber eigentlich müßte doch viel mehr Freude aufkommen, wenn man in Betracht zieht, daß sie ihre neuen Songs ganz offenbar vor einem Altärchen mit dicker Statuette von Van Morrison geschrieben hat.