Tanita Tikaram – The Sweet Keeper
Kollegin Chapman sonderte als LP Nr. 2 eine Kopie der ersten ab – der Rubel rollt. Kollegin Shocked schlug aus der Art – und langte münztechnisch eher daneben. Die dritte 89er-Senkrechtstarterin schlängelt sich durch die Mitte. THE SWEET KEEPER läuft spröde an. Wer aber den Erinnerungsdruck von TWIST IN MY SOBRIETY ausklinken kann, dem öffnet sich sofort ein ausgesprochen hörenswertes Album. Es wird überdeutlich, daß Tonita Van Morrison favorisiert: einige seiner Ex-Musiker fahren hier Doppel- und Dreifachschichten (Peter van Hooke, Mark Isham, Richie Buckley), Songs wie „Sunset’s Arrived“ oder „Harm In Your Hands“ sind gnadenlos gut im Stil des Belfast Cowboy arrangiert, ohne dem Wahnwitz des Abkupferns zu verfallen. Weitere Highlights: „Consider The Rain“ mit Super-Bottleneckgitarre, das melancholische „Little Sister Leaving Town“, „Thursday’s Child“ und die Single „We Almost Got It Together“. Folkloristen werden mit „It All Came Back Today“ behutsam bedient. Nein, Gesang als solcher kommt auch diesmal nicht vor, und das ist gut so (man stelle sich beispielsweise Cocker singend vor – gräßlich); der eigenständige Charakter dieser vertonten Redens-Arten aus dem Halbdunkel bleibt unangetastet. Ein dickes Lob an weitere Dauergäste wie Clem Clemson, Rod Argenl und Mark Creswell. Pluspunkt auch für dreimaliges Eingreifen des Kreisler String Orchestro (Parallele zu Morrisons Caledonia Soul Orchestra). Keine Frage: Jedes Musik-Jahr würde gern mit einer LP wie THE SWEET KEEPER beginnen.
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