Taste – Taste Live –

The Taste, irische Bluesformation, handelte nach dem Motto, man. soll immer dann aufhören, wenn es gerade am schönsten ist. Sie gründeten sich 1968 und trennten sich schon zwei Jahre später zu einem Zeitpunkt, da ihre Karriere einem Höhepunkt entgegensah. Man muss Taste allerdings auf der Bühne gesehen haben, um ihre enorme Ausstrahlung zu kennen und die Leute, die während der kurzen Existenz der Gruppe keine Gelegenheit dazu hatten, einen dieser überwältigenden Auftritte mitzuerleben, können das jetzt nachholen. Als drittes und letztes Album erschien kürzlich auf dem Polydor-Label die Platte „Live Taste“. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass dies gleichzeitig die beste LP ist, die das Trio auf den Markt gebracht hat. „Live Taste“ ist ein Mitschnitt ihres Konzertes im Montreux Casino in der Schweiz. Die Platte ist vor allem deshalb so gut, weil sie unverkennbar die Atmosphäre wiedergibt, die Taste-Auftritte von denen anderer Gruppen unterschied. „Sugar Mama“, „Catfish“ und „Same Old Story“, letzteres als Zugabe gespielt, sind uns bereits von der ersten LP her bekannt. „Catfish“, hier in einer längeren, viel stärkeren Version, ist der beste Track der Platte. Die Taste haben auf der Bühne immer sehr viel improvisiert, hier kann man es hören. Unglaublich, was Rory Gallagher da aus seiner Gitarre herausholt. Die vollendete Weise, wie er sein Instrument bis ins letzte beherrscht, überzeugt einen davon, dass die Engländer wussten, was sie taten, als sie ihn im letzten Pop Poll des „Melody Maker“ zu einem der zehn besten Gitarristen wählten. Er traktiert seine Gitarre, streichelt sie, entlockt ihr die härtesten und dann wieder sanftesten Töne. Rory, hinter den Kulissen der ruhigste, ausgeglichenste Typ, den man sich vorstellen kann, verwandelt sich auf der Bühne in einen Vulkan. Angespornt von einem Publikum, das enthusiastischer gar nicht reagieren könnte, lebt er auf in seiner Musik, steigert sich zu Höchstleistungen. Seine Stimme, wenn er sich zwischen zwei Stücken beim Publikum bedankt, klingt atemlos und so, als sei er jedesmal wieder selbst überrascht über das, was er soeben vollbracht hat und über den Applaus der Leute. „Live Gallagher“ hätte die Platte eigentlich heissen müssen, denn es ist sein Album, von Anfang bis Ende. Das zeigt sich am besten beim zweiten Titel der A-Seite. „Gamblin* Blues‘ ‚präsentiert nur Rory’s Vocals und seine Gitarre, während Drummer John Wilson und Bassist Mc-Cracken überhaupt nicht zu hören sind und nur das Publikum im Hintergrund durch Stampfen und Klatschen für die Percussions sorgt. „Taste Live“ ist ein Album, das sich kein Bluesfan entgehen lassen wird. Schade, sehr schade, dass es das letzte Album dieser grossartigen Formation ist. Weitere Nummern: I Feel So Good