Texas – The Hush :: Gefühlig
Das Erste, was einem zu dieser Band einfallt, ist „I Don’t Want A Lover“, ihr großer und für lange Zeit einziger Hit von 1989. Spätestens mit WHITE ON BLONDE (1996) und der Single „Say What You Want“ haben Texas jedoch den Eindruck des One-Hit-Wonders nachhaltig revidiert. Damals schon suchten Texas einen neuen Konsens zwischen Gitarrenrock, R & B der alten Schule und wachsender Lust auf Loops. Jetzt ist er gefunden. Angeführt von der immer selbstbewußter auftrumpfenden Sängerin Sharleen Spiteri legen sie ein Brit-Soul-Pop-Album vor, das in den 80er Jahren gerade in Schottland desöfteren in Angriff genommen, aber nie realisiert wurde. Jeder, aber auch jeder Song hat eine richtige Melodie, die selbst dann keinerlei peinliche Berührung hervorruft, wenn sie hartnäckig im Ohr umherkreist. Immer sind Texas bis in die Haarspitzen motiviert, alles zu geben, immer gehen sie leidenschaftlich zur Sache, wie das nur Briten können. „Summer Son“ ist ein hymnischer Festivalabräumer, mit dem gefühlvollen „Move In“ vertiefen sie die Beziehung zu Manchesters kultigem HipHop-Soul-Cespann Rae & Christian, „When We Are Together“ holt Motown-Erinnerungen zurück, und in „Day After Day“ singt Spiteri wie die junge Diana Ross. Was Texas auch vorbringen: Nie wirkt es bemüht oder übersteigert ehrgeizig. Einfach nur prämienverdächtig gut. Husch, husch, die Pop-Trophäe, bitte!
Eliades Ochoa – Sublime Illusion (Virgin) 847494.2
Der auf der CD angebrachte Sticker „Mitglied des Buena Vista Social Club“ ist tatsächlich nötig, um den Sänger und Gitarristen aus der Masse der kubanischen Veröffentlichungen herauszuheben. Denn eigentlich bietet Eliades Ochoas Solo-Album nichts, was Kollegen – und allen voran sein eigener Social Club-nicht schon besser zu Gehör gebracht hätten. An dieser Tatsache rüttelt sogar der Gastauftritt einiger „VIPs“ nicht. So greift etwa David Hidalgo (seien wir ehrlich: nahezu unbemerkt) bei zwei Tracks mit in die Saiten, und selbst Ry Cooder zieht in „La Comparsa“ nicht so vom Leder, wie man das von ihm gewohnt ist. Allein Blues-Oldie Charlie Musselwhite setzt mit seiner Mundharmonika in „Teje Oue Teje“ Klang-Akzente,die im kubanischen Guajiro-Sound bislang unbekannt waren. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Mit SUBLIME ILLUSION gelang Ochoa ein gutes, um nicht zu sagen sehr gutes Album, das virtuos mexikanische Einflüsse und sogar einen Hauch Flamenco anklingen läßt. Doch der Fan kubanischer Folklore ist heutzutage schon so verwöhnt, daß er mit vorschnellen Jubelschreien spart. Daran ist nicht zuletzt Eliades Ochoa mit den exquisiten Aufnahmen seines Buena Vista Social Club selbst schuld.
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