The Byrds – There Is A Season

Als die Byrds 1965 mit „Mr. Tambourine Man“ erst Amerika, dann Europa eroberten, wäre wohl kaum jemand auf die Idee gekommen, dass das Quintett 40 Jahre später Ikonenstatus innehaben würde. Zugegeben: die Idee, den typischen Sound der British Invasion mit einer manischen Predigt Bob Dylans zu kreuzen, ist keine schlechte. Doch zu wahren Würdenträgern der Rockhistorie mit Einfluss bis ins Jetzt avancierte das nach 1966 permanent personell fluktuierende Konzept des Langzeitüberlebenden Roger McGuinn erst mit folgenden Produktionen. Möglich machte diese innovativen Heldentaten auch der künstlerische Tummelplatz Los Angeles mit seinen diversen Strömungen von Folk bis Country, von Beat bis Jazz, von Experiment bis Tijuana. Richtig zündeten die Byrds, wie das 4-CD-plus-DVD-Set there is a season in strikter Chronologie und mit diversen unveröffentlichten Raritäten minutiös umreißt – erst, als ein Mitglied den „Eight Miles High „fliegenden Vogelschwarm“ – ironischerweise angeblich wegen Flugangst schon verlassen hatte: Gene Clark, zweite zentrale Stimme und Komponist, stolperte über jenes immer heftiger werdende Gerangel innerhalb des Kollektivs, dem nach und nach alle bis auf einen zum Opfer fallen sollten. Mit dem Psychedelic-Triptychon fifth Dimension, YOUNGER THAN YESTERDAY und THE notorious byro BROTHERS blieben die erst zum Quartett, dann zum Trio geschrumpften Byrds weiterhin auf zeitgeistigem Kurs zwischen Kommerz, Kunst und Anspruch. Richtig problematisch wurde es, als David Crosby, der wenig später Crosby, Stills. Nash & Young aus der Taufe hob, wegen chronischen Drogenkonsums zwangsentlassen wurde. Von da an befanden sie sich auf permanentem Schlingerkurs. Doch gelang unter zeitweiliger Mitwirkung von Country-Rock-Erfinder Gram Parson der apokryphe Genre-Meilenstein SWEETHEART OF THE RODEO. Als Parsons im Zuge dessen mit den Ur-Byrds Chris Hillman und Michael Clarke The Flying Burrito Brothers gründete, setzte McGuinn in radikaler Umbesetzung auf Neustart. Inspiriert von The Bands music from big pink pflegte die letzte Inkarnation bis zur Trennung 1971 sowie einer kurzzeitigen Reunion der Ur-Byrds zwei Jahre später auf sechs weiteren Alben einen rustikal-spartanischen Stil, der sich heutzutage unter der Bezeichnung Americana eingebürgert hat. Einen Sonderpunkt gibts für die Video-Kollektion mit zehn überwiegend schwarzweißen Clips aus raren TV-Shows von 1965 bis 67.