The Byrds – Vier Re-Releases

Der dritte und letzte Teil des aufwendig restaurierten Byrds-Kataloges umfasst statt der zu erwartenden drei tatsächlich vier Alben. Zusätzlich zu den drei Originalen liegt unter dem Titel LIVE ATTHE FILLMORE-FEBRUARY1969 3 ein komplettes, unveröffentlichtes Konzert der legendären Band vor. Als Live-Attraktion der 6oer-Jahre, speziell an der kalifornischen Westküste in den psychedelischen Ballrooms von San Francisco, waren die Byrds nie nur die Summe ihrer Hits, sondern galten als virtuoses „Progressive Ensemble“ mit Anleihen aus dem Rock ’n‘ Roll, Blues, Folk, Country, Bluegrass und Hillbilly. Immer auf dem künstlerischen Sprung veränderten sie sich zum Ende der 60er nicht nur mehrmals personell, sondern auch stilistisch. 31 Jahre später stellen dies die 16 Tracks des mit Kurzzeit-Bassist John York entstandenen Mitschnitts zwar nicht immer eindrucksvoll, aber stets solide unter Beweis. Im gleichen Jahr formierte sich die stabilste Besetzung-von Fans und Presse „die haarigen Byrds“ genannt – die bis August 1972 bestehen blieb: Gitarrist, Sänger und Hauptsongwriter Roger McGuinn war der einzige Überlebende der Urformation. Mit Gitarrist ClarenceWhite, Schlagzeuger Gene Parsons und dem neu hinzugekommenen Bassist Skip Battin standen ihm nicht nur erfahrene Sessionmusiker zur Seite, sondern zum ersten Mal herrschte sowas wie Gleichberechtigung im Team-die Byrds waren nun eine solide Rock ’n‘ Roll-Band mit Country-Einschlag, die die Wehwehchen, Streitereien und Egomanien der vergangenen Jahre hinter sich gelassen zu haben schien. Ein Eindruck, den auch das im November 1970 veröffentlichte Doppel-Vinyl UNTITLED / UNISSUED 5 voll und ganz bestätigte: Eine Platte enthielt neuarrangierte Live-Cuts („Queens College“) bekannter Byrds-Klassiker {„So You Want To Be A Rock ’n‘ Roll Star“, „Mr. Tambourine Man“) mit dem virtuosen Höhepunkt einer über 20minütigen Version von „Eight Miles High“. Auf der anderen gab’s nagelneue Studioaufnahmen mit kryptischen Songinhalten („Chestnut Mare“,“Hungry Planet“). 30 Jahre j später scheint dieser hochkarätige Doppel-1 decker – dank 14(1) frisch entdeckter Archivschätze – noch heller und brillanter als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Ein Jahr danach häuteten sich die Byrds ein weiteres Mal: Vom kernigen, Country-betonten Rock konvertierten McGuinn & Co. in Gospelgefilde. Aufgenommen in einer Ära, in der Beatle George Harrisons „My Sweet Lord“ und das Musical „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd-Webber/Tim Rice die Charts anführten, geriet BYRDMANIAX 4 zum heiligen Mysterium – ein Album der stillen Momente mit Pastel-Folk-Orchester-Arrangements und McGuinns Talent für elegante, warmtönende Balladen. In der Neuedition mit vier unveröffentlichten Aufnahmen. Mit dem 72er-Werk FARTHER ALONG 3 erreichten die Byrds dann das Ende der Karriereleiter. Das wenig dynamische Album war zwar nicht als Schwanengesang geplant, doch diverse Umstände sprachen gegen eine Fortführung der Byrds in der bewährten Mannschaft mit McGuinns schwindendem Interesse an der Band gab es keine Überlebenschance. Binnen eines Jahres stand die 64er-Urformation mit David Crosby, Gene Clark, Chris Hillman, Michael Clarke und Roger McGuinn für eine unheilige Reunion wieder auf der Matte. Als historischen Artefakt gibt’s in Form von vier Bonus-Tracks die verlorene Periode zwischen den letzten Bandaufnahmen und dem Beginn von Roger McGuinns Solokarriere dazu.