The Cell :: Film des Monats – Psychotrip
Serienkiller haben’s gut in Hollywood: Da werden die Kerle von Frauen wie Jennifer Lopez gejagt und bekommen Filme, die aussehen, als hätte Luchino Visconti sie nach 36 Stunden MTV-Genuss ausgestattet. Viel fürs Auge wird geboten in dieser schwelgerischen Cewaltoper für die Dotcom-Ceneration, einem Streifzug durch die diversen Kammern des Unterbewusstseins eines Psychopathen. Derweil bewegt sich der intellektuelle Nährwert dieses Neuschwanstein des Killerthrillers gegen Null. Was Wunder: Ein Film, der einem Jennifer Lopez als Kapazität auf dem Gebiet der Kinderpsychologie verkauft, kann es nicht auf inhaltliche Auseinandersetzung anlegen (demnächst: Jenny Elvers als Bundeskanzlerin?). „The Cell“ will nicht hinterfragt, sondern erlebt und gefühlt werden. Werbe- und Video-Bilderzauberer Tarsem geht in seinem ersten Spielfilm die Checkliste menschlicher Abgründe-von Folterritualen über Nekrophilie bis Hardcore-S&M – so gründlich durch, dass einem ganz anders wird. Und mittendrin: La Lopez. Gleich zu Anfang blitzt die Bildgewalt des Films auf, wenn man Lopez im weißen Federkostüm beim Ritt durch eine Wüstenlandschaft sieht, die sich als Verbildlichung des Unterbewusstseins eines misshandelten Kindes herausstellt – ermöglicht wird der Abstieg in die Seele durch eine bahnbrechende Maschine. Wenig später geht der Horrortrip in die Psyche des komatösen Psychos Bargher (Vincent D’Onofrio) los, wo Lopez nach Hinweisen auf das Versteck seines letzten – noch lebenden – Opfers fahnden soll. Dass das nicht wirklich spannend ist, weil sich die Heldin nicht in akuter Gefahr befindet, ist schnell egal: Mit ihr durch Barghers kranke Welt zu streifen ist allemal Erlebnis genug.
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