The Clean – Getaway :: Neuseeland rockt

Ältere Leserinnen werden sich wehmütig erinnern: Vor ziemlich genau 15 Jahren hörte die Musikwelt verstärkt auf die Klänge der Inselrepublik Neuseeland. Vermittelt über den großartigen Sampler TUATARA und diverse Plattenveröffentlichungen rückte damals die bizarre Szene vom anderen Ende der Welt ins Blickfeld der fortgeschrittenen Musikhörer. Bands wie die grandiosen Pop-Exzentriker Chilis, die Beatle-esken Sneaky Feelings, das Obskur-Duo Tall Dwarfs oder die folkrockigen Verlaines (von deren Sänger Graeme Downes dieser Tage auch auf dem Matador-Label ein Soloalbum erscheinen wird) wurden für ein, zwei Jahre zu everybody’s darling der Independent-Szene. Damals mit dabei und sehr, sehr wichtig in der neuseeländischen Pop-Szene: das Trio The Clean, mit dessen erster Single „Tally-Ho“ im Jahr 1980 die Erfolgsgeschichte des legendären Neuseeländer Labels Flying Nun begann. Wie geschätzt und auch einflussreich (Stichwort: LoFi-Pop) die Band aus Dunedin auch international war und noch ist, zeigte vor vier Jahren der Tribute-Sampler GOD SAVE THE CLEAN, auf dem unter anderem Bands wie Pavement, Calexico und Guided By Voices den Neuseeländern mit Coverversionen huldigten. Drei Jahre nach dem letzten Clean-Album schicken die Gebrüder David und Hamish Kilgour (die nebenbei auch noch die Band The Great Unwashed betreiben) und Bassist Robert Scott (Gründer der B3ts) ein neues Album ins Rennen. Ein Werk, das von obskurem NZ-Pop über exzentrische Instrumentals bis hin zu kleinen schrammeligen Rockjuwelen all das vereinigt, was wir an den Clean-Songs schätzen. Überraschend: Stücke wie das elegant rockende „Stars“, das an Lou Reed erinnernde „Crazy“, das schrammelnde“E Motefoderdas melancholische „Poor Boy“ klingen absolut frisch und zeitgemäß. Vielleicht gibt’s ja bald ein Clean – oder noch besser – Neuseeland-Pop-Revival?

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