The Dirty Three – Whatever You Love, You Are
Die Besetzung dieses Trios sorgte von Beginn an für Verwunderung: Violine, Gitarre, Schlagzeug, kann das funktionieren? Es kann. Sehr gut sogar, Warren Ellis, Mick Turner und Jim White loten auch auf ihrem fünften Album die Möglichkeiten einer selbst auferlegten, pop-untypischen Beschränkung und Spezialisierung wieder ganz prachtvoll aus. Im Eröffnungsstück „Some Summers They Drop Like Flys“ spielt Ellis die Violine schon mal pizzicato, später dreht er enervierende Schleifen auf seinen Saiten, zum Finale („Lullabye For Christie“) legt sich eine sinfonische Gelassenheit über dieses Album, als hätte man den britischen Komponisten Elgar mit ein paar Besenstrichen aus dem Erdreich ins Rock ’n‘ Roll-Suburbia befördert. Romantisches Bekenntnis, klassische Vorlage: WHATEVER YOU LOVE, YOU ARE. Hier wird Descartes philosophischer Evergreen („Ich denke,also bin ich“) um die existenzielle Erfahrung der Liebe erweitert („Du bist, was du liebst“): Rüstzeug für ein kosmisches Sound-Erlebnis zwischen Schönheit und Verstörung,zwischen Volkslied und Splitterbombe. Ellis, Turner und White haben ihre Heimatstadt Melbourne längst verlassen, leben in Paris, Chicago und London – und wenn sie sich zu Sessions treffen, überwinden sie Raum und Zeit und die ganze Last alles Irdischen in ein paar fast schwerelosen Violinenspiralen. Ich höre,also bin ich.
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