The Fantomas Melvins Big Band – Millenium Monsterwork/ The Melvins – Hostile Ambient Takeover

Da haben wir’s. Es gibt Ausnahmen von der Liveplatten-haben-keine-Existenzberechtigung-Regel. Zum Beispiel dann, wenn sie, tja, große Momente der Rockgeschichte dokumentieren. So ein großer Moment ereignete sich am 31. Dezember 2000 im „Slim’s“ in San Francisco, als Mike Pattons Fantomas und die Melvins für einen Abend als die (siebenköpfige) Fantomas Melvins Big Band auf die Bühne gingen. Überschneidungen zwischen Fantomas und den Melvins gibt’s ja durchaus, und das nicht nur, weil Gitarrist King Buzzo vollwertiges Mitglied in beiden Bands ist. Hier covern die Melvins Fantomas und umgekehrt. Das Erstaunliche an MILLENNIUM MONSTERWORK (4,5) aber ist die Tatsache, dass diese Mischung aus Death Metal, Hardcore, Comedy Music und Free Jazz-Attitüde eben kein dumpfes Geknüppel ist, sondern eine hoch komplexe, disziplinierte Angelegenheit, die jederzeit von den Musikern zu reproduzieren ist (höre „The Omen“ oder „Cape Fear“ vom Fantomas-Album THE DIRECTOR’S CUT oder die Melvins-Stücke „Night Goat“ und „Skin Horse“, verThe Fantomas Melvins Big Band Millennium Monsterwork gleiche sie mit den Orignalen und staune). Und dass Mike Patton der beste Metal-Crooner aller Zeiten ist, wissen wir ja längst. Unterdessen veröffentlichen die Melvins mit HOSTILE AMBIENT TAKEOVER (4) ihr ungefähr 134. Album. King Buzzo und Co. haben mittlerweile jenen Status der Unantastbarkeit erreicht, der es verbietet, ihre Arbeiten mit normalen Maßstäben zu messen. Dieser Bastard aus (Doom-)Metal und „Alternative“-Rock hat sich längst allen Relevanz-Diskursen entzogen und lebt munter in seiner eigenen musikalischen Nische vor sich hin. Gerne verzeihen wir den Melvins gelegentliche Ausflüge in den „großen Rock“- zumal dann ein Stück wie das 16-minütige „The Anti-Vermin Seed“ in seiner Feedback-Drone-Ambient-Seligkeit keine Fragen mehr offen lässt. Und dass King Buzzo der zweitbeste Metal-Crooner aller Zeiten ist, wissen wir ja längst.

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