The Flaming Lips – The Fearless Freaks 2DVD :: Wo die wilden Kerle wohnen

Sie finden jemanden gut. Seit längerem verfolgen Sie jetzt schon, was der so macht, Sie sind eigentlich richtig begeistert von dem Kerl und glauben ihn auch so einigermaßen zu kennen. Und dann sitzen Sie mal einen Abend lang mit dem zusammen und der erzählt Ihnen seine Lebensgeschichte und zeigt Ihnen seine Fotoalben und Ihnen fliegt in einem fort nur noch der Vogel raus, weil da so viele unglaubliche Dinge sind, von denen Sie nichts geahnt haben. Und sie fangen an, zu verstehen. Diese DVD ist quasi Ihr persönliches Date mit den Flaming Lips. Ob sie schon Fan sind oder nicht, egal: Seien Sie versichert, dieses Date wird Ihnen guttun.

Über 15 Jahre lang hat Bradley Beesley, Indie-Filmemacher und langjähriger Nachbar und Freund von Oberlip Wayne Coyne und dessen wilder Horde von fünf Brüdern in dem Glasscherbenviertel in Oklahoma City, in dem er noch heute lebt, Coyne, seine Familie und seine Band und deren Werdegang gefilmt und mehr als 400 Stunden Material angesammelt, aus denen er diesen unfaßlich großartigen Film über eine unfaßlich großartige Band destilliert hat – 99 Minuten Film plus 95 Minuten Outtakes. Soviel Albernes, Tragisches, Lustiges, Extatisches, Schönes, Schauriges, Liebevolles, Warmherziges, Idiotisches, Erschütterndes, Überschäumendes, Abgefahrenes gibt’s hier zu sehen. Und soviel großartige Musik und wo sie herkommt. Und brennende Punkerfrisuren und Menschen in Bärenkostümen. Sie werden sich blöd fühlen, weil Sie so ein langweiliges, normales Leben führen. Und Sie werden ein bißchen froh sein, daß Sie so ein langweiliges, normales Leben führen. Die Sequenz, in der Steven Drozd, das Herz der Lips (neben dem Gehirn Wayne Coyne), den man in der ganzen Extravaganza am liebsten gewinnt, sich vor laufender Kamera einen Schuß bereitet und die Geschichte seiner Drogensucht erzählt (er ist mittlerweile clean), ist die bewegendste Szene in einem Film, der nichts beschönigt, erspart oder romantisiert. Und der bei aller Tragik, in die er mitunter hinabblickt, immer auf einer euphorisierenden Note bleibt. Weil er das Leben zeigt. Das so herzhaft bei den Hörnern zu packen wahrhaft furchtlose Freaks erfordert. Was für eine Band, was für Leute, was für ein Film. Sie werden etwas tun wollen danach. Vielleicht nur beim Gassigehen mit dem Hund mal einen anderen, unbekannten Weg gehen. Vielleicht auch eine durchgedrehte Band gründen, zum Mars fliegen und einen Film darüber drehen. Oder irgendwas dazwischen.

www.fearlessfreaks.com