The Grateful Dead
Terrapin Station
Rhino (Warner)
Irgendjemand hat errechnet, daß die Dankbaren Toten mit „Terrapin Station“ ihr sechzehntes Album veröffentlicht haben. Es ist ihr erstes für das Arista-Label und seit ihrem Debutalbum von 1967 wieder eines, zu dem sie einen renommierten Produzenten engagiert haben: Keith Olsen. Seine professionelle Produktionstechnik, die unter anderem zu einem Dollarregen für Fleetwood Mac führte, verleiht der Musik von Dead eine bisher nie dagewesene Kommerzialität, und zwar im besten Sinn, den dieses Wort überhaupt nur haben kann. Neben der hervorragenden Musik ist diese Platte auch noch ein Genuß für Hifi-verwöhnte Ohren.
Fünf melodisch sehr starke Songs, wie man sie in dieser Häufung auf keiner anderen Dead-Platte findet, gibt es auf der ersten Seite. Bob Weirs, Jerry Garcias und Donna Godcheaux‘ Leadgesang wird von exzellenten mehrstimmigen Harmonieparts unterstützt, und die ganze Band rockt so mühelos leger wie keine zweite Westcoast-Gruppe, Little Feat ausgenommen.
Beste Songs dieser Seite sind zweifellos Bob Weirs „Estimated Prophet“ und Phil Leshs „Passenger“. Aber auch der zigfach kopierte Hit von Martha And The Vandellas, „Dancing In The Streets“, gewinnt hier ganz neue Dimensionen; ebenso der Traditional „Samson & Delilah“, an dem sich seinerzeit schon Peter, Paul & Mary versucht hatten. Unaufdringlich und effektiv wurden von Paul Buckmaster Streicherklänge in den runden Rock-Sound der Dead integriert, sehr schön in Donna Godcheaux‘ „Sunrise“.
Uneingeschränktes Lob auch für die auf Seite 2 vorgestellte Rock-Suite „Terrapin Station“, einem Meisterwerk der konzertanten Rockmusik. Mehrere stilistisch durchaus unterschiedliche Einzelkompositionen werden derart elegant und mit soviel subtiler Spannung ineinandergewoben, daß während der 1 7-minütigen Spieldauer nicht eine Sekunde Leerlauf eintritt. Ein ausgezeichnetes Rock-Album, das man häufig hören kann, um immer wieder neue musikalische Finessen zu entdecken.