The Jam – Live Jam

Wenn man ihm eins nicht vorwerfen kann, dann inkonsequent zu sein. Paul Weller, inzwischen 44 Jahre alt, hat immer getan, was er für richtig hielt. So löste er die genialen Jam auf deren kommerziellen Höhepunkt auf, wechselte mit Style Council ins Poplager, wurde anschließend zum Solisten und steht heute als Vaterfigur der gesamten Brit-Pop-Szene da. Eine beeindruckende Bilanz, die in den frühen siebziger Jahren im miefigen Provinznest Woking begann und 1980, mit der Mod-Hymne „Going Underground“, ihren ersten Höhepunkt fand.

Und das mit einer Band, die bis heute als Mutter aller Trio-Besetzungen gilt. Warum das so ist, verdeutlichen die Konzertmitschnitte aus London, Newcastle, Brighton und Glasgow auf LIVE JAM, einem Album, das fast einer Best Of-Compilaton entspricht – mit Hits wie „The Modern World“, „The Eton Rifles“und „Town Called Malice“, dem Kinks-Cover „David Watts“ sowie etlichen Album- und Single-Tracks. Alles wird von Paul Weller (g. keyb, voc], Bruce Foxton (bg, voc) und Rick Buckler (dr] mit Wut, Druck und durchgetretenem Gaspedal vorgetragen. The Jam waren damals eine eingespielte, tighte und extrem spielfreudige Band, die einen exquisiten Sound hatte und bei deren Gigs ordentlich die Post abging. Davon zeugen nicht nur die Erinnerungen von Fans, die ihre Konzert-Erlebnisse im Booklet der CD festhielten, sondern auch die euphorische Stimmung vor, nach und während der insgesamt 24 Tracks, die allesamt vom Publikum lautstark mitgesungen und abgefeiert werden. Schließlich waren The Jam mehr als eine Band – sie waren eine Bewegung und ein Lebensgefühl. Keine x-beliebige Punk- und New Wave-Gruppe, sondern Revoluzzer in Schlips und Kragen, deren Werk bis heute nichts an Power, Dynamik und Brisanz verloren hat. Klar, „Going Underground“ und „Beat Surrender“ werden bei der Songauswahl schmerzlich vermisst. Dafür zeigen die drei Tracks, die Ende 1982 in der gigantischen Wembley Arena aufgezeichnet wurden, warum sich die Gruppe kurz danach trennte – weil der Rahmen einfach zu groß geworden war, und es gar nicht besser ging. So viel zum Thema Konsequenz.

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