The Passage – Degenerate
Früher war elektronische Musik meist kosmisch oder symphonisch, heute ist sie zum Tanzen oder Gruseln. Zwischen diesen Extremen stehen The Passage aus Manchester, die mit DEGENERATES ihr drittes Album vorlegen. Von Beginn an dabei ist nur noch Dick Witts, der auch alle Songs schreibt. Witts ist klassisch ausgebildeter Schlagzeuger, spielt nebenbei Synthis und hat zu seiner Entlastung nun mit Paul Mahoney einen weiteren Perkussionisten in die. Band geholt. Dritter im Bunde ist Andrew Wilson, der schon beim Vorgänger FOR ALL AND NONE dabei war, an Tasten und Gitarre.
Bei The Passage drehte sich immer schon viel um Kontrolle. Witt’s Kompositionen sind allesamt kompliziert, ausgetüftelt und wenig eingängig, daher ist Disziplin unbedingt notwendig. DEGENERATES geht hier von allen bisherigen Passage-Werken am weitesten. 10 Songs mit ca. 4 Min. Laufzeit und derart mit Ideen vollgestopft, daß man kaum alles aufnehmen kann. Dennoch bleibt’s übersichtlich und gelegentlich wirkt DEGENERATES wie eine wechselhafte Musik-Show mit agitatorischem Inhalt. „Revelation“ z.B. beginnt mit Rockabilly-Zitaten, wechselt dann abrupt, um später wieder zum Anfang zurückzukehren. „Xoyo“ ist eine technisch gut gemachte, sehr ansprechende Tanznummer mit Ohrwurm-Chor, doch ist die intellektuelle Hintergrund-Planung transparent.
Auf die Mystizismen in den Texten, wenn die Band mit ihrer entarteten Umwelt analytisch zu Gericht zieht, kann man erst eingehen, nachdem man das Textheft angefordert hat (ist noch nicht angekommen), doch auch dann werden die Ausdeutungen kaum klarer sein als der Text selbst die Passage-Ideologie läßt keinen Platz für Zwischenräume.
DEGENERATES ist eine Platte, an der jeder Ton, jedes Wort stimmt, eine Platte, die gerade deshalb so schwer zugänglich ist, die gerade deshalb (danach) so schwer im Magen liegt. Doch hat sie sich erstmal eingenistet, kommt man nicht mehr von ihr los. Genau wie bei ihren Vorgängern PINDROP und FOR ALL AND NONE.
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