The Residents

Meet The Residents (3 LP Preserved Edition)

Red Cherry (VÖ. 13.1.)

Pop-Dekonstruktion, Konzeptkunst und ein Haufen atemberaubend bizarrer Songs.

Wir erinnern mit gebotener Begeisterung an den Moment, als das Album MEET THE RESIDENTS erstmals erschien: Es war der 1. April des Jahres 1974, die Auflösung der Beatles lag ziemlich genau vier Jahre zurück, der offizielle Startschuss für den Punkrock sollte noch ein paar Spielzeiten auf sich warten lassen. Im Wunderkeller dieser Ära „zwischen den Jahren“ und befeuert von der Lust an der Dekonstruktion produzierten die Musiker aus San Francisco eine atemberaubend bizarre Songsammlung, die mit einem Zeitverzug auch in den Punk- und Wave-Gemeinden ankam.

The Residents :: Metal, Meat & Bone (The Songs Of Dyin’ Dog)

Das Originalcover, eine mit frischen Kritzeleien ausgestattete Parodie des Artworks von MEET THE BEATLES, musste nach einem Gerichtsstreit zurückgezogen werden, das Residents-Debüt zählte weniger als 50 Käufer im ersten Jahr, als die Band ihre Platten noch eigenhändig verschickte. Den Überbau bildete ein gewisser N(igel) Senada, dessen Werk höchstwahrscheinlich nur in der fiktionalisierten Bandhistorie der Residents existierte. Senadas „Theory Of Obscurity“ formulierte den Gründungsmythos der Residents.

Ein Paukenschlag in einem Einmachglas

Die Konzeptkünstler blieben: unsichtbar. Für die Dauer von mehr als 60 Alben inzwischen. MEET THE RESIDENTS kam in diesem ersten Moment einem Paukenschlag in einem Einmachglas gleich, die Popwelt verpasste die genüssliche Zerfleischung ihrer selbst. Eine 80-sekündige Neuinterpretation von Lee Hazlewoods „Boots“ zum Einstieg, in der Nancy Sinatra durch „Ba-Boops“ substituiert wird, es folgten hochseriöse Persiflagen auf die amerikanische U-Musik des 20. Jahrhunderts, festgehalten in einer kryptischen Soundsprache, präsentiert von multimedial agierenden Frackmännchen mit Riesenaugäpfeln.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

War das so abwegig, dass es sich um ein Slapstick-Theater handeln sollte, das die aufgelösten Fab Four sich als eine Art Nachruf selbst verordnet haben könnten? Die Residents hatten das Alte auseinandergenommen, bevor eine Idee des Neuen sich ihren Weg bahnte (Punk). Sie kochten den Beefheart-Blues mit Marschmusik ab, gaben dem Sun-Ra- Jazz seltsam nasale Gesänge, spielten der Elektronik diesen Drecks-Funk zu – und den Schwung der Tin Pan Alley hatten sie auch ins Boot geholt.

In einigen Sequenzen unwiderstehlich, mehrheitlich irritierend

In einigen Sequenzen unwiderstehlich, mehrheitlich irritierend. Als wir diese Musik in den Punk-Jahren für uns entdeckten, begann die frisch begründete Selbstermächtigung („Anyone can do it“) sich in diesem wilden Soundkosmos zu spiegeln, das Selbst vermochte durch Zeit und Raum zu segeln und sollte niemals und nirgendwo ankommen. MEET THE RESIDENTS markierte auch den Beginn eines absurden Fan-Kults, der die Band seit knapp 50 Jahren begleitet. Die jetzt veröffentlichte PRESERVED EDITION ist ein aus drei Alben gebauter Hochaltar für Liebhaber und Einsteiger: alle Songs in Mono und Stereo, dazu Alternativ-Versionen und Outtakes.