The Soft Pink Truth – Do You Want New Wave Or Do You Want The Soft Pink Truth?
Gute Frage im Albumtitel. Möchte ich bei und nahe an den Originalen bleiben, die in ihrer Kornpromisslosigkeit außerordentlichen Beispiele für Musik, die dem ersten Knall des Punk folgte und nicht in Hitparaden und als Schminktipp in Jugendmagazinen endete? Möchte ich Zorn spüren, mir vom Zynismus Schrammen und Narben verpassen lassen, meinen nackten Körper gegen Etabliertes und Elite werfen? Will ich Angry Samoans, Minor Threat, The Swell Maps, Nervous Gener. Crass hören und erleben? Heute noch? Gar umso mehr? Eben weil das kein Pop ist, sondern Haltung und Überzeugung. Oder vermag ich (tatsächlich auch?) daran Vergnügen zu empfinden, was The Soft Pink Truth alias Drew Daniel – eine Hälfte des Duos Matmos IBjörk] – aus den kampflustigen Klassikern der britischen Punks, US-Hardcore-Vorstreitern und echten Elektropunkbastarden macht? Daniel zollt mit DO you want new wave … seinen musikalischen Vorbildern Respekt, auf die man ohne Nachfrage sicherlich nicht gekommen wäre, aber er tut das nicht respektvoll, aus sicherem Abstand, sondern angemessen radikal. In dem er die Musik in seine eigene Sprache übersetzt, und zwar restlos. Den Originalen entsprechend verzichtet er allerdings auf überflüssige Spielerei: Beat, Synthieriffs und der jederzeit unvermissverständliche Bass erinnern eher an frühen Techno und Pioniertaten auf dem Warp-Label als an das weitaus verstiegenere Spiel von Matmos – und zeigt damit Parallelen zwischen den mittleren/späten Siebzigern und den späten Achtzigern auf, an die heute kaum mehr einer denkt. Punk und elektronische Musik – zu welcher Radikalität Protagonisten auf beiden Seiten fähig waren, wurde und wird bis heute immer wieder relativiert und verwässert. Für eine Platte wie do you want newwave … war es deshalb höchste Zeit.
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