The Stooges – Heavy Liquid

Fast entsteht der Eindruck, das ultimative Stooges-Revival stehe derzeit auf der Tagesordnung. Erst die unverhoffte Reunion, dann der überraschende Re-Release der beiden ersten Alben jeweils in Form einer Doppel CD (siehe ME 9/2005)- Prompt wendet sich der Fokus nun auch noch auf den dritten Albenklassiker Raw Power. Und zwar noch opulenter, als sich das der gewöhnliche Stooges-Aficionado hätte jemals träumen lassen – nämlich in Form eines luxuriösen Box-Sets namens Heavy Liquid, das auf sechs CDs die mit Pleiten, Pech und Pannen gespickte Vorgeschichte des Alternative Rock-Meilensteins minutiös erzählt, das finale Werk – sei es nun im David-Bowie-, Henry-Rollins- oder Iggy-Pop-Mix – allerdings schlicht ausklammert: von ersten Demos über Work-in-Progress-Aufnahmen bis hin zu zahllosen Outtakes und Konzertmitschnitten. Seit rund einem Jahr wurd es angekündigt, doch ließen Schwierigkeiten. Songrechte zu klären, das von Iggy Pop persönlich überwachte Projekt sich von Monat zu Monat vertagen. In etwa genauso schwierig gestaltete sich einst auch die Entstehung von Raw Power: Schwer herein- und alkoholabhängig, lösten sich die Stooges im Herbst 1971 auf, nur um sich auf Orangen von Iggys neuen ‚Freunden‘, Glam-Rock-Aufsteiger David Bowie und dessen damaligen Manager Tony Defries. wenig später mit James Williamson an der Gitarre zu reformieren. Murrend rutschte Ron Ashton auf den Platz deswegen permanenten Deliriums ausgeschiedenen Bassisten Dave Alexander, und in den folgenden Wochen und Monaten nahm unter der Ägide Bowies in Proberäumen. Studios und auf Bühnen Gestalt an, was im Juni 1973 mit reichlich wenig kommerziellem Erfolg und mit Hilfe des neuen Vertragspartners Columbia auf den Markt kommen sollte. Im Vergleich zu den unzähligen Bootlegs und Billigeditionen erstrahlen die für Heavy Liquid in Archiven aufgespürten Artefakte in erstaunlicher Qualität, da sie erstmals von den Onginal-Masterbändern überspielt vorliegen. Die hinlänglich bekannten Detroit Rehearsals vom Frühjahr 72 mit Pianist Bob Scheff sowie Live-Cuts aus New Yorks Max’s Kansas City und Auszüge eines Gastspiels vom Januar 1974 im Bimbo 365 Club in San Francisco lassen sich nun überwiegend in passablem Stereo- oder zumindest in sauberem, rauschfreiem Mono goutieren. Ebenfalls enthalten sind erst kürzlich entdeckte, zweifellos als sensationell zu bezeichnende Pretiosen: 20 Demo-Tracks, darunter „I Got A Right“. „l’m Sick Of You“, „Tight Pants“, „Scene Of The Crime“, stammen aus den Londoner Olympic Studio Tapes vom Juli 1972. Noch präziser tönen zehn Einspielungen aus den Morgan Sound Studios in Ypsilanti, Michigan. Unverzichtbar auch Outtakes wie „Cock In My Pocket“, „Open Up & Bleed“ und „Head On “ aus einem für fünf Nächte gebuchten Zwischenstop im Oktober 1973 im legendären Whiskey A-Go-Go in Los Angeles. Gleich zwei Booklets, ein reichlich bebildertes mit diversen Hintergrund-Essays und ein von Fotograf Mick Rock gestalteter Bildband sowie zwei Iggy-Sticker liegen der handlichen Quadratbox bei.

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