The United States Of America – The United States Of America
Kaum hatte Dr. Robert Moog sein nach ihm benanntes Instrument, mit dem es der Menschheit erstmals möglich war, synthetisch hergestellte Töne zu produzieren, als käufliches Produkt in Umlauf gebracht, da trug es schon erste künstlerische Früchte: Ein außergewöhnliches Quintett individueller Grenzgänger zwischen Jazz, Pop, Rock und Avantgarde setzte den Synthesizer auf seinem Debütalbum ein und erntete im Jahr des Höhepunkts der Studentenunruhen 1968 nur Unverständnis. Zugegeben,von der versponnenen Psychedelik englischer Bands wie den frühen Pink Floyd oder dem halluzinogenen Rausch der vom „Summer Of Love“ überwältigten Musikkommunen in San Francisco (wie Jefferson Airplane und Grateful Dead) schienen The United States Of America Lichtjahre entfernt zu sein. Statt wie Floyd und Airplane spätromantische angelsächsische Quellen wie „The Wind In The Willows“ oder „Alice In Wonderland“ zu plündern, nahmen sich Bandinitiator Joseph Byrd und seine vier Mitstreiter, alles ehemalige Kommilitonen an kalifornischen Unversitäten mit so interessanten Studienfächern wie Akustik. Musikpsychologie und Komposition, bei ihrem Erstling einen wesentlich neurotischeren Patienten aufs Korn-, die Vereinigten Staaten von Amerika. Kontrovers sang Dorothy Moskowitz eine Liebesode an den toten Che Guevara „LoveSong For The Dead Che“), fabulierte stoisch über des Spießbürgers kleine Fluchten („I Won’t Leave My Wooden Wife ForYou, Sugar“) und beschrieb genüsslich in einer als Amerikanische Llilebelnlsart titulierten Freestyle-Klangcollage homosexuelle Strichjungen-Aktivitäten auf New Yorks 42. Straße („The American Way Of Love“]. Die ideologische Nähe zwischen der tagebuchartigen abrechnenden Bestandsaufnahme des „American Way Of Life“ und den harschen Intentionen der damals ähnlich verhassten nihilistischen Anti-Hippie-Fraktion The Velvet Underground sind geradezu verblüffend. Die Mixtur aus intellektueller Satire und kultivierter Dekadenz fand zwar in den sowieso aufgeklärten intellektuellen Zirkeln eine Nischenkultur, doch der durchschnittliche Rockkonsument fühlte sich durch die schräge Klangkulisse aus ironischen Vaudeville-Ingredienzen, traditionellen Blaskapellen-Sounds, Acid-Rock-Verklärtheit und bis dato ungehörten Elektronik-Spielereien nur wenig angesprochen. Die mittlerweile dritte Wiederveröffentlichung des legendären Albums auf CD enthält zusätzlich zehn, hauptsächlich aus Demos. Rehearsals, Alternativ-Versionen und Outtakes bestehende Bonustracks. Dazu gibt es nagelneue Linernotes von Spiritus Rector Joseph Byrd sowie ein detailliertes Interview mit Dorothy Moskowitz im Booklet.
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