Thin Lizzy – Bad Reputation

Wenig spektakulär präsentiert sich die siebenjährige Thin Lizzy auf ihrem achten Album: aus Irland nichts Neues. Phil Lynott ist jeder Funke Experimentierfreude abhanden gekommen, seit seine bis dato recht flügellahme Gruppe 1975/76 den dauerhaften Durchbruch in England schaffte, mit den Longplayers „Fightin“ und „Jailbreak“. Wer hätte damals auch dem swingenden Charme von Songs wie „Running Back“ oder einem kommerziellen Treibsatz wie „The Boys Are Back In Town“ widerstehen können? Ich für meinen Teil nicht.

Lynotts breiter, melancholischer Sprechgesang, bestrickende Gitarrenglissandi und ein kraftvollpulsierender Rythmus mit starken Baß-Akzenten sind zwar auch heute noch die Hauptkennzeichen des unverwechselbaren Lizzy-Sounds. Nur ist das Bonbon inzwischen reichlich abgelutscht, der Reiz des Neuen rettungslos dahin. Ende 1976 hatte ich mir auf der Anschluß-LP „Johnny The Fox“ das Aufbrühen des alten Erfolgskonzepts noch einmal gefallen lassen. Aber „Bad Reputation“ ist endgültig überflüssig. Da gibt es neben dem längst vertrauten Standard-Ohrwurm („Dancing In The Moonlight“) praktisch nur ein herausragendes Stück: „Soldier Of Fortune“, mit schönen Gitarrenläufen über militärischem Trommelwirbel. Der Rest ist purster Eigenklau. „Southbound“ etwa gab’s schonmal, als „Freedom Song“ auf „Fighting“. Der düsterbedrohliche Titeltrack ist zu allem Überfluß mäßig geraten, und das an sich reizvolle „Opium Trail“ mit Echo-Hall kaputtproduziert. Hoffentlicht fällt uns diese dünne Elsbeth beim nächsten Album nicht ganz vom Fleisch.