Tricky :: Hamburg, Große Freiheit

Vor zwei Jahren gab Tricky in der Markthalle in Hamburg eines jener Konzerte, von denen man in zehn Jahren noch reden wird. „Alter, Tricky in der Markthalle, 2001 das war krass! Der Typ steht die ganze Zeit mit dem Rücken zum Publikum und grummelt in sein Mikro. Dann geht er einfach einfach so. Alle jubeln, aber der bleibt weg“, wird man sagen und bedeutungsvoll gucken. „Und eine Dreiviertelstunde später – ich schon total voll – ist er plötzlich wieder da. Rockt das Haus! Wie ’n Tier!“ Jetzt hat Tricky in der Großen Freiheit gespielt, aber niemand wird sich später mehr daran erinnern, weil man an langweilige und traurige Ereignisse ungern zurückdenkt. In Interviews war zu lesen, dass es Tricky, dem notorischen Selbstzerfleischer, in letzter Zeit gut geht, dass er kein Düstermann mehr sein will und mittlerweile sogar Spaß hat auf der Bühne. Wie sich das wohl auf seine Darbietung auswirkt? Ob er jetzt auch mal ins Publikum guckt? Macht er das Licht an? Solche Fragen kommen auf auf dem Weg zur Großen Freiheit, die wirklich ziemlich groß ist, weshalb die 300 Besucher darin sehr verloren wirken. Nur 300? Auweh. Tricky, seine neue Sängerin Constanza Francavilla und vier Musiker kommen auf die Bühne und spielen das sumpfig verschleppte „You Don’t Wanna“, dessen Titel sich als programmatisch für den Abend erweisen wird. Wie eine schläfrige Echse biegt Tricky seinen Leib im trägen Takt. Die Scheinwerfer schlagen Schatten auf sein hartes Gesicht. „Macht endlich die Scheiß-Lampen aus“, ruft er. Von da an sieht man ihn nur noch schemenhaft. Die monoton groovenden Stücke des neuen Albums Vulnerable neben den düsteren Klang-Kaskaden der frühen Tage vermischen sich zu einem amorphen Ganzen, das ganz objektiv betrachtet ziemlich langweilig klingt. Von seinem Möchtegern-Hitalbum Blowback spielt Tricky nicht ein Stück, was damit zu tun haben könnte, dass er es erst letztens eine „ziemlich beschissene Platte“ nannte. Einmal verlässt er für zwei Stücke die Bühne. Dann kommt er wieder und steht rum. Viel mehr passiert nicht. Früher war Tricky richtig scheiße drauf und seine Konzerte schmerzhaft intensiv. Heute wirkt er kraft- und lustlos. Als er grußlos entschwindet, klatschen die Leute höflich. Das Licht geht an, alle strömen nach draußen. Damals in der Markthalle warteten sie noch eine Dreiviertelstunde auf Zugaben. Irgendwer wird hier alt.

>>> www.trickyonline.com