Album der Woche

Tune-Yards

I Can Feel You Creep Into My Private Life

4AD/Beggars/Indigo

Das Dancefloor-Album der Merrill Garbus. Beats und Bass geben den Kick nach vorne.

Merrill Garbus und ihrem Bandpartner und Produzenten Nate Brenner konnte man bislang allerhand Bewundernswertes nachsagen. Wie sie etwa all die versprengten Fäden von Hyperdigi-, Art- und Elektro-Pop in einer Art von Bubblegum bündelten. Komplex und kompakt auf engem Raum.

Hier wird von Anfang an ein Richtungsanzeiger gesetzt. I CAN FEEL YOU CREEP INTO MY PRIVATE LIFE ist eine Beats- und Bass-Ansage für den Dancefloor, angeführt von den Tracks „Heart Attack“, „ABC 123“ und „Honesty“. Garbus’ Stimme kraxelt elektronisch verfremdet an den Rhythmen hoch und runter, die Künstlerin kann aber auch Koloratur singen, so lange, bis das Saxofon zum Freejazz-Manifest aufbricht. Der E-Bass brummt sich in windschiefen Geschichten wie „Home“ so entschieden und entschieden schön durch die digitalen Architekturen, dass man Garbus eine Affäre mit dem Saiteninstrument andichten möchte. Mehrheitlich befindet sie sich aber in einem Selbstgespräch, das Innen nach außen stülpend über die Politik und ihr Leben stolpert.

Auf der elektronischen Liedersammlung NIKKI NACK (2014) hatte Garbus noch die Konventionen des Pop mit der Aufgedrehtheit von M.I.A. gekontert, mit ihren Stimmspielen vollgepackt. Jetzt wird fleißig ent­kernt. Ein kleines Stück zurück zum rudimentären Diktaphon-Blues des 2009 über 4AD veröffentlichten Debüts, das auf gesampelten Beats und Ukulelengeraspel schaukelte.

Ist das ein Pappkarton, auf dem Garbus in den letzten Takten des letzten Tracks ganz lo-fi trommelt und dazu fröhlich den ersten Song wieder ankündigt? „One, two, three, four, heart attack“.

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