Turner Cody – 60 Seasons

Nur hartnäckige Antifolk-Verweisjäger und nachtintensive MySpace-hin-und-her-Zapper werden diesen Mann auf der Rechnung gehabt haben. Turner Cody tauchte 2002 erstmals in größerem Rahmen auf dem von Adam Green und Kimya Dawson zusammengestellten Antifolk Vol.1-Sampler mit dem Song „Unconscious Repeat“ auf. er geisterte als Bösewicht durch Jeffrey Lewis‘ Video „Williamsburg Will Oldham Horror“ und tourt als Bassist seit einiger Zeit mit Herman Dune. Jetzt kommt’s, acht Alben hat dieser Cody bereits veröffentlicht, hätte sein guter Kumpel Adam Green uns da nicht mal eher einen Tipp geben können? Acht Alben im CD-R-Format, alle ausnahmslos über myspace.com/misterturnercody zu beziehen, veröffentlicht zwischen 2000 und 2005. Jetzt wird der Antifolk deshalb nicht gleich noch mehr anti, er wird auch nicht neu erfunden, doch den 14 Songs auf der Zusammenstellung 60seasons kommt schon der Rang einer kleineren Sensation zu. Der Sänger- und Songwriter aus Brooklyn schenkt der globalen New-Folk-Gemeinde das Wohlgefühl der Stunde. Vielleicht wurden diese R’n’B-, Folk- und Blues-Songs in einem anderen Leben schon einmal durch Greenwich Village gereicht, hier aber wollen sie, ahm, ans Herz gehen und von dort gar nicht mehr weg- so vertraut, so schnell, so schön erzählt, immer wieder unterstützt von den Dune-Brüdern. Cody wickelt sich in die wollweichen, warmen Dune-Flokatis, lässt sich von den Melodien tragen, die sich von selbst singen, so gut sind sie. Das sensationell swingende „Hey Jim“ ist von Andre Herman Dunes Klarinette wunderschön durchtränkt, Cody hat den wippenden Sprechsingsang dazu. Und wenn Cody, nur von akustischer Gitarre und Violine begleitet, „Don’t Refuse Me My Darling“ singt, ist Leonard Cohen plötzlich in Reichweite. 60 seasons könnte das fehlende Verbindungsstück zwischen Bob Dylans Highway 61 Revisited und dem mittleren Adam-Green-Folk sein, oder einfach: die Offenbarung eines in der Tradition gereiften Songwriters beim unschuldigen ersten Hören.

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