Turner – Slow Abuse

Es ist Zeit für eine Grundsatzerklärung zum Thema Jungmännermelancholie und wie sie, als eindimensionales Erlebnis dargebracht, einfach nur nervt. Warum das so ist, läßt sich an Paul Turners neuem Tonträger beispielhaft skizzieren. Es werden minimale elektronische Sounds mit Gitarrenakkorden versetzt, was an sich nicht schlimm ist. Sie möchte man sogar noch toben, weil sie im Vergleich zum kindischen Klingklang der Clicks’n-Cuts früherer Tage angenehm fließend wirken. Aber dann diese Stimme! Eine, die sich erdreistet. Worte wie“.statisticaäy“ und Jheoretically“ in einen Popsong zu zwängen und einen Chris Martin wie den Überbringer freudiger Botschaften erscheinen läßt. Sicher: Auch Sigur Rös sind melancholisch. Und Belle & Sebastian. Und Tiger Lou. Aber bei denen kommt auf unterschiedliche Art eine Magie zum Vorschein, die hier fehlt. Es muß ja nicht gleich die morbide Energie von Joy Division sein, die der Musik einen Kick gibt. Wenn Paul den Stil genau dieser Kultband in „I Am Autumn“ andeutet, wirkt es nicht intensiv, sondern viel zu zaghaft und … spießig. Eppendorfer Langeweile im Großformat. Hier tun sich keine Rätsel auf, hier ergeben sich keine Überraschungen oder Momente der Ironie. Immer nur dieses Winseln, Wimmern und Weinen mit Wattebausch.

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