Two Lane Blacktop

Das Filmthema Autorennen ist natürlich ein Proll-Sujet allererster Ordnung, doch was Regisseur Monte Hellman 1971 daraus machte, ist sehenswert. In erster Linie deshalb, weil pathetischer Kram wie Mut und Ehre bei two lane blacktop überhaupt keine Rolle spielt -Fahrer James Taylor und Mechaniker Dennis Wilson ziehen als Nomaden durchs Land und nehmen an mehr oder minder legalen Rennen teil, um damit ihre kärgliche Existenz aufrechtzuerhalten. Freiheit ist das Thema, Rastlosigkeit die Voraussetzung und mittelfristige Ziellosigkeit ein unterschwellig tragischer Nebeneffekt: zwei wortkarge Outlaws, deren illusionsloses Dasein weder glorifiziert noch romantisch verbrämt wird. Einen Gegenspieler gibt es natürlich auch,eine weitere verlorene Seele, schwatzhaft, opportunistisch und von dramatischer Planlosigkeit: Warren Oates verkörpert diesen Verliere rtyp mit Hang zum Selbstbetrug bravourös. Ein Rennen durch die USA steht schließlich auf dem Programm, doch diese USA bestehen aus verregneten, glanzlosen Provinzkäffern, in denen gelangweilte Rednecks die PS-Muskeln spielen lassen. Ein trüber Kosmos, den unsere Helden da durchqueren – und dem sie schlichtweg nicht entrinnen können. Das kapiert irgendwann auch die juvenile Anhalterin, gespielt von Laune Bird, die jedem der drei Protagonisten eine Chance gibt, aber dann doch das Weite sucht. Das alles ist kein schnelles, furioses Autorennspektakel für Tiefergelegte, sondern ein Hohelied auf das Suchen, ohne zu finden. Quentin Tarantino verehrt Monte Hellmann, und dass David Lynch seine Unfallszene in wild at HEART frei nach two lane blacktop inszeniert hat, liegt auf der Hand: Hier ist alles schon passiert. Könnte bitte jemand die Leiche zudecken?

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