U2

Songs Of Surrender

Universal (VÖ: 17.3.)

40 leider eintönige Fassungen von Greatest Hits, kleineren Hits und Gar-nicht-Hits einer Band, die einst doch für wilde Hakenschläge im Rock stand.

Fast 20 Jahre nach ihrem letzten wirklich erfolgreichen, kulturprägenden Studioalbum HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB verarbeiten U2 nun ihren Backkatalog – als Tie-in-Produkt zu Bonos Memoiren; allerspätestens seit uns die Unschuldslämmer 2014 mit dem iTunes-Release SONGS OF INNOCENCE ein Geschenk aufnötigten, kennen wir ihr Interesse an Synergien. Auf einer weiteren Parallele lassen sich die Iren, wie der erweiterten Fassung ihres bombastischen Super-Bowl-Werbeclips zu entnehmen ist, auf das ultimative Abstellgleis der Entertainmentbranche, nach Las Vegas, beamen, um dort ab Herbst, und somit keine vier Jahre nach dem Ende ihrer nostalgischen THE-JOSHUA-TREE-Tour, ihr 1991er-Album ACHTUNG BABY aufzuführen; ohne Drummer Larry Mullen, Jr. allerdings, der sich einer Operation unterziehen muss.

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Der gemeinsame Nenner lässt sich leicht ausmachen: Die stets nach vorne gewandte Band blickt zurück – ist ja auch absolut okay nach 47 gemeinsamen Jahren. Außerdem könnten sie es sich viel leichter machen: Zwar hätten sie ihre liebe Mühe, mit dem Material der Nullerjahre einen akzeptablen Nachfolger zu THE BEST OF 1990 – 2000 zu basteln (gänzlich unmöglich ist es mit dem Jahrzehnt danach als Ausgangslage). Aber ein schnödes U2 18 SINGLES VOL. 2 wäre leicht auf den Markt geworfen. Doch dafür sind die Eigenansprüche der ehemaligen Rock-Erneuerer noch zu hoch. Heutzutage recycelt, remaket, rebootet oder rebrusht man. Oder „re-imagined“ – in der Ankündigungskampagne überpinselt das Buzzword keck das Mittelwort der Infozeile „The new album“.

Das Album ermüdet schnell und das nicht nur aufgrund seiner epischen Spielzeit

Und wo wir schon bei der Wortwahl sind: Als mutig darf es empfunden werden, nach zwei Flops mit SONGS OF im Titel ein drittes Album damit auszustatten (nur noch zwei Songs-Platten und sie haben Leonard Cohen eingeholt) – UND stramme acht Stücke aus diesen Zwillingswerken auf die 40 Lieder umfassende Tracklist zu nehmen (nicht aber „Surrender“, btw.). Dank dieser weitgehend unbekannten Songs wirkt SONGS OF SURRENDER – passend mit „One“ beginnend und auf „40“ endend – somit nicht durchgehend wie schon x-Mal gehört.

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Dennoch ermüdet das Album schnell und das nicht nur aufgrund seiner epischen Spielzeit: Alle Stücke werden, spartanisch instrumentiert, in einem Midtempo-Bereich präsentiert, in dem Dynamik wenig gefragt ist. Bonos stimmliches Markenzeichen, die Dringlichkeit, weicht überdies einer altersbedingt flacheren Darbietung. Als Unplugged-Konzert vor Publikum wäre das Experiment vielleicht geglückt, aber die sterile, stark mit Hall arbeitende Produktion von The Edge nimmt der Musik viel von ihrer Intensität oder gar Intimität. „Surrender to the void“, hieß es bei den Beatles, „gib dich der Leere hin“. Möge den Fab-Four-Fans, die U2 ja sind, diese Leere eine Lehre sein.

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