Ultrafox – Ice Skating
Vielleicht hätte man diese Kritik mit der des Client-Albums (Seite 83) zusammenfassen sollen. So abwegig ist das nicht. Sneaker Pimp Joe Wilson tut auf beiden Alben rum. Man kennt sich, besucht die Konzerte der jeweils anderen. Zwei Frauen machen Electro-Pop, bei dem jeder gleich „achtziger Jahre“ schreit. Und wenn man dann fragt, was und wie und überhaupt achtziger Jahre: großes Schulterzucken, weil bei allem Spiel mit der Ästhetik der achtziger Jahre weder die einen noch die anderen damals möglich gewesen wären. Außer der Bandname Ultrafox vielleicht, der wäre möglich gewesen damals. So ähnlich hätte auch eine Band aus den Achtzigern heißen können, die über Punk und Electro-Pop irgendwann dann beim Schlager hängen geblieben ist. Mit ICE SKAting sagen dir Claudia und Connie Holzer zusammen mit den Sneaker Pimps Liam Howe und Joe Wilson, dass das, was Kraftwerk vor ein paar Millionen Jahren angefangen haben, immer noch seine Gültigkeit hat in der elektronischen Musik: musikalische Kühlschrankästhetik von Menschen, die im richtigen Leben viel weniger Kühlschrank sind, als die Bühnenpersonen dirweismachen wollen. Auf diesem Album (das zurzeit nur als England-Import zu haben ist) verstecken sich zwischen wabernden Sequencersounds, zischelnden Computer-Drums und Vocoderstimmen eine ganze Reihe verdammt wunderschöner, herzerwärmender, zartbitterer Songs (genau gesagt: elf, weil „Horses“ ein netter, zu vernachlässigender Unsinn istl. Der schönste von allen ist das folkige „Little Ships“, weil er dir nebenbei ins Gedächtnis ruft, warum du überhaupt Popmusik hörst: weil du von einer unbestimmten Sehnsucht getrieben wirst, die bitte niemals aufhören soll, denn du willst weitertreiben auf deiner Suche nach etwas, das du gar nicht finden möchtest.
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