Und jetzt: die Singles
Fangen wir diesmal bei richtiger Musik an. Also bei Musik mit Gesang und so. Und dann tasten wir uns langsam vor in Richtung immer komischer werdender Klänge. Out? Cut. Allure, das sind vier mehr oder weniger gutaussehende schwarze Damen, die auf dem Label einer mehr oder weniger gutaussehenden Latino-Frau (Mariah Carey) niemandem so richtig weh tuenden Soul ’n‘ Funk ’n‘ Rhythm ’n‘ Blues ’n‘ Pop der En Vogue-Preisklasse veröffentlichen. Die Single „Head Over Heels“ (Crave/Epic/Sony Music) – angeblich von Frau Carey co-geschrieben und -produziert – ist harmloser, Mainstream PopHop – dessen Mixe reichlich unspektakulär klingen. Ja, und Nas, nicht vergessen. Nas mischt hier mit, der Rap-Superstar. 3 Sterne
„Wer macht’s denn, wenn nicht wir“, haben sich wohl die Aeronauten aus Bern gedacht, und mit „Weltmeister“ (Lage D’or/Rough Trade) den Schweizer Beitrag zur Fußball-WM ’98 ins Rennen geschickt. Zum gewohnt sehraddeligen Aeronauten-SkaRockPop wird die wichtigste Nebensache der Welt denn auch mit gewohnter Lakonie angegangen. Übrigens: ein Spiel dauert 90 Minuten, also sollte ein Lied darüber in 97 Sekunden fertig haben. Drum gibt’s dazu einen Bonustrack (eine Coverversion von Serge Gainsbourgs „Poupee decire, poupee deson“) und eine zweite A-Seite, „Früh-Spät“ vom bald erscheinenden neuen Album „Honolulu“. 5 Sterne
Aus Hamburg, nicht aus Honolulu, kommt die neue Pop-Hoffnung. Stall, ja, das muß sie sein, die neue Pop-Hoffnung. Schaut euch mal die Sängerin an. Die ist ja soooo hübsch. Mönsch. Den Song „Extralife“ (Lage D’or/Rough Trade) – dieses ich-bin-lustiger-Pop-undelektronisch-dazu-Dingens gibt’s hier im Original und in vier Remixen. Diese, vor allem der von DJ Naughty (ziemlich housey) und der Interstella Overdrive-Mix (ziemlich weird) -. Sie haben es längst erraten sind natürlich vieeel, vieeel besser als das Orginal, weil sie eben jenes vergessen lassen. Hoffnungsvoll, wahrhaft. Auch wenn Stella nur das Rohmaterial zu den Remixen geliefert haben. Sozusagen. 5 Sterne
Sozusagen die erste Singleauskoppelung aus ihrem hochgelobten Album „Solex vs.The Hitmeister“ dient uns Frau Solex alias Elisabeth Esselink mit „All Licketysplit“ (Matador/Rough Trade) an. Wer das Album bereits kennt, wird zu dem Schluß kommen: bleibt ja alles anders. Fürwahr. Solex ist abgredrehter Pizzicato-Space-Pop mit Kurven und unvorhergesehenen Wendungen und allerliebsten Melodien. 4 Sterne
Letztere sucht man bei Cornelius, dem japanischen Wunder-Noiseterroristen, meist vergeblich. Hauptsache eklektisch, das ist Cornelius‘ Parole, und die hat er auch auf „Free Fall“ (Matador/Rough Trade) ausgegeben und befolgt. Neben dem bereits bekannten „Clash“ gibt es hier mit „Brand New Season (Giant Ear Mix)“ und „Typerite Lesson“zwei unveröffentlichte Stücke. Das alles klingt irgendwie nach Flying Pickets und Lounge Core, postmodern natürlich. 5 Sterne
Apropos Postmoderne. To Rococo Rot, die Band von Stefan Schneider (Kreidler) aus Düsseldorf und den Brüdern Robert und Ronald Lippok aus Berlin, zählt zum aufregendsten, was unser Land musikalisch an der Schnittstelle von Post-Rock und Elektronik zu bieten hat. „She Understands The Dynamics“ (Fat Cat Records/SRD) gibt’s nur auf Vinyl und wird unterschiedlichsten Höransprüchen gerecht. Hier hat’s mellow-groovy Klänge (im Titelstück), leicht Kreidleresque Obertöne („Things Have A Way of Happening By Themselves“) und minimal Technoides, das klingt, als habe der Große Mike Ink seine Finger an den Knöpfchen („A Rupture In A Fine And Steady Day“) gehabt. Ein schönes Stück Vinyl. Ideal für die Leute, denen die Auftritte von To Rococo Rot einfach zu spät beginnen. 5 Sterne
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