Underworld – A Hundred Oays Off :: Lahmer, lahmer, lahmer

Was nun, Underworld? Kreative Szenarien des Techno finden längst wieder in Nischen und Ritzen statt. Das kommerzielle Spektakel erlebt die fällige Rezession. Karl Hyde und Rick Smith waren mit ihrem ehemaligen Partner Darren Emerson maßgeblich an der Aufrüstung zum Großereignis beteiligt. Sogar eine DVD mit Liveaufnahmen hatten sie vorgelegt. Doch jede Gigantomanie hat irgenwann einmal ein Ende. Underworld klingen jetzt zurückhaltender und müder. Hyde hat sein exaltiertes Ruf-Ritual („lager, lager, lager…“) verstummen lassen. Jetzt flüstert er. So, als halte er sich lieber im Chillout-Raum als auf der Tanzfläche auf.

Auch Smith bläht den Sound nicht mehr zum Prog-Monster auf. Diese Betulichkeit jedoch führt nur zu einer schwachbrüstigen Aufbereitung dessen, was man von Underworld kennt. Ein genuiner Bruch, der sich im blues-verwandten Thema „Trim“ zaghaft andeutet, findet keineswegs allumfassend statt. Eher hat man das Gefühl, Hyde und Smith behandeln Techno wie eine langjährige Freundin, der man nicht so recht die Wahrheit zu sagen traut. Jahrelang war man mit ihr zusammen, da will man nicht abrupt getrennte Wege gehen. Ein klärendes Gespräch nach 100 Tagen Pause muss mindestens sein, zumal ein anderer Sound des Herzens noch nicht in Sicht ist. Es ist ein letzter Versuch, mehr nicht. Denn objektiv betrachtet ist das Feuer erloschen.

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