Van Halen 1984

Orwellsche Phantasien im Ton düsterer Ahnungen wird man bei Amerikas liebenswürdigem Riesen Van Haien vergeblich suchen. Ihr taufrisches Opus 1984 hat nicht einmal entfernt Ähnlichkeit mit dem Future-Shock des Engländers. Es lebt in vollen Zügen von kalifornischer Sonne, unbeschwerter Heiterkeit, erdigen Stimmungen und einer Eindringlichkeit, die durch ihren schlichten Glanz einmal mehr den Champion vom talentierten Anfänger unterscheidet.

Was bei vielen Gitarreros oft genug Anspruch bleibt, wird von Eddy Fingerling auf den Punkt eingelöst, erfolgreich veredelt und zu einem klangvollen Panorama erweitert, in dem jeder Lauf, jeder Beat, jedes Thema variabel erscheint und dennoch seinen festen Platz hat. Seine feinkörnige Tremolo-Kunst auf der bunten Gitarre macht aus Musik erst ein Erlebnis, einen Genuß, der – ob in „Top Jimmy“ oder „Girl Gone Bad“ – durch delikate Zugaben wie fette Bässe und wendige Drums zusätzlich gewürzt wird.

Bei aller Perfektion und reichlichem Gebrauch modernster Studio-Techniken hat ihnen Don „The Track“ Landee einen vielschichtigen Sound verordnet, ohne sie dabei auf die glatte, vordergründige Chart-Bahn so vieler amerikanischer Bands zu ziehen.

Ein ungewöhnlich laues Intro auf Eddys zweitem (Ersatz-)lnstrument. den leidigen Keyboards, eröffnet den Reigen zur Tour-de-Rock. „get up and nothing gets me down“, so David Roth in Jump“.

gibt den Kurs vor. auf dem sie Rock n 1 Roll. Sympathien für metallische‘ Härten und Blues-Streifen in einfachen Songs verankern. „Hot For Teacher“, „House Of Pain“ und die schöne Ballade „I’ll Wait“ sind Diamanten in einem hochkarätigen Werk. Einziges Minus: die wirklich dürftige Spieldauer von 33 Minuten. Deshalb knapp: (5)