Van Halen – Balance

Schön, daß es in unserer schnellebigen Zeit noch Dinge gibt, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann. Van Halen zum Beispiel. Bereits Ende der 70er Jahre, als Punk und New Wave gehörig Bewegung in die statische Rock-Landschaft brachten, verkörperten Van Halen mit ihrem melodischen Rumpelrock das genaue Gegenteil: nämlich den Typus der altmodisch-aufrechten Ami-Rocker, die mit Revolution genau soviel zu tun hatten, wie Dieter Thomas Heck mit Death Metal. Elf Alben und 16 Jahre später hat sich bei Van Halen überhaupt nichts geändert: Eddie und Co. sind immer noch meilenweit von dem entfernt, was musikalisch nur den Hauch einer Entwicklung erkennen ließe. Statt dessen walzt die Band auf BALANCE auch noch das letzte Klischee aus, das dazu angetan ist, die Träume amerikanischer Teenanger ein bißchen feuchter werden zu lassen: Angefangen bei Sammy Hagars erstem vokalen Beitrag im Opener ‚Seventh Seal‘ („Oh, Yeaaaaaah ….. „) bis hin zu den schwülstigen Chören in der Schlußnummer ‚Feelin‘. Dazwischen gibt’s reichlich Dutzendware aus der Abteilung Mainstream-Metal (‚Aftershock‘, ‚Not Enough‘), ideales Ohrwurm-Futter für Radiostationen, die das Präfix „Antenne“ im Namen tragen (‚Cant’t Stop Loving You‘) und die steinerweichende Metal-Ballade ‚Strung Out‘, bei der Sammy Hagar zur kitschigen Klavierbegleitung liebeskrank leiden darf. Einziger Lichtblick des Albums: Die atemberaubenden Achterbahnfahrten auf der Gitarre, bei denen Eddie van Haien splitternde Effekte und virtuose Soli aus den sechs Saiten herausholt. Aber auch hier bleibt die eine Frage offen, die das Phänomen Van Haien ganz grundsätzlich aufwirft: Warum?