Vanity – Wild animal

Mit Sicherheit ist die Anzahl der prüden (männlichen) Mid-West-Amis, die nach dem Kauf dieser Platten im trauten Wohnzimmer vor dem Hifi-Set genüßlich die Hosen runterlassen, nicht unerheblich „…ha, you can swallow me all in one bite, creme de la cocao is what I taste like, bite me here, swallow me there, I can follow and die without fear…“ („Flippin‘ Out“ – Vanity). Dazu ertönen spitze Lustschreie, die direkt vom „Sex-Connection“-Tonbandautomaten eines US-Softporno-Magazins überspielt scheinen (wers nicht glaubt: 001-212-9762828!).

Aber machen wir uns nichts vor. Diese Damen (plus die dahinterstehenden Herren) wollen Kohle machen, und sonst gar nix! Wer tatsächlich glaubt, Apollonia Kotero oder Vanity seien die nimmermüden Nymphomaninnen, die sie zuweilen recht überzeugend darzustellen wissen, der kann dabei zwar seinen Spanner-Spaß haben, bleibt aber zu guter Letzt doch der Angeschmierte.

Wobei die einstige Lead-Sängerin des Prince-geliebten Trios Vanity 6 um eine Spur plumper an die Sache herangeht. Nachdem die kaffeebraune Schöne den Prince-Clan kurz vor der Produktion des „Purple Rain“-Projektes verließ (und durch Apollonia ersetzt wurde), wechselte Vanity zur schwarzen Renommierfirma Motown, wo nun mit WILD ANIMAL ihr Solo-Debüt erschien.

Von Bill Wolfer (Shalamar) mit einigen Prince-Anleihen produziert (animalisch jaulende Gitarren in „Strap On Robbie Baby“, zackige Synthi-Blöcke in „Mechanical Emotion“) können die sieben Songs gerade noch durch ein paar gehörige Text-„Schweinereien“ Aufmerksamkeit erregen. Wenn Vanitys Dünn-Stimmchen im Titelsong des Albums ihren kleinen Gorilla besingt, der so schön schimmernd schwarzes Haar am ganzen Körper hat… „… King Kong never ever tucks me away my King Kong never ever… (stöhn) … any other ladies“ – da bleibt kein… trocken!

Apollonia 6 verkaufen dasselbe Image mit einem gewissen Augenzwinkern, und das tut gut. Die Starr-Company langte wieder einmal in die Vollen, was im Prinzip nichts anderes bedeutet, daß der Meister mehr oder weniger selbst Hand anlegte.

Doch wer nun ein paar Marionetten in Reizwäsche vermutet, sieht sich getäuscht. Die Songs sind teils von Brenda, Susan und Apollonia selbst, teils in Zusammenarbeit mit den weiblichen Mitgliedern der Prince-Familie (Sheila E., Lisa Coleman, Wendy) verfaßt. Die durchwegs locker-lässige Atmosphäre (Hörspiel-ähnliche Sprechszenen, Gekichere etc.) macht viele Pluspunkte.

Im programmatischen Aufhänger des Albums singt Apollonia: „Im a Sex Shooter, shootin‘ love in your direction – l’m a Sex Shooter, come on play with my affection…“ – na dann gehn wir doch spielen…

Vanity (2) Apollonia 6 (4)