Vibes – With Drawn

With Drawn

KNITTING FACTORY/NINETY NINE

So muss das sein. Manhattan, Lower East Side. Scheiß Wetter, später Abend. Du läufst alleine durch die Straßen, schaust verzweifelt in Barfenster und landest schließlich nass aber glücklich inderTap Bar der Knitting

Factory. Du setzt dich an einen dieser kleinen Tische, bestellst dir einen Drink, freust dich, dass du hier rauchen darfst und atmest tief durch. Und dann kommt da diese Hausband. Nennt sich JP Trio und swingt sich mit Vibraphon, 8ass und Schlagzeug gemächlich ein. Du bist eigentlich kein sonderlicher Jazzgourmet, aber trotzdem merkst du, wie dich die Band immer mehr in ihren Bann zieht. Du denkst an „On The Road“ und die Bilder, die Jack Kerouac bei seinen Jazz-Schilderungen heraufbeschwor. Musiker, die sich schaffen; Musiker, die aufeinander hören; Musiker, die zurückstecken können. Ist das überhaupt Jazz? Oder Instrumental-Funk? Oder Latin-Bop? Irgendwann später wird dir klar, wie egal es ist, sich darüber Gedanken zu machen. Viel spannender ist es doch, dem Drummer zuzuhören, wie er sich mit Bongo, Kuhglocke und merkwürdigen Percussion-Instrumenten in einen Rausch spielt. Oder wie Bill Ware, der, wie sich noch herausstellen soll, bereits bei den Jazz Passengers und Steely Dan gespielt hat, auf seinem Vibraphon mittels wahnwitziger Effekte „House Of The Rising Sun“ anklingen lässt. Irgendwann fühlst du dich wie in einem Film noir, umgeben von markanten Gesichtern und altmodischen Anzügen. Als du aus deinem Traum aufwachst, hörst du, dass sich das JP Trio jetzt Vibes nennt, in New York das heißeste Groove-Trio neben Medeski, Martin & Wood ist und ihre erste Platte all das enthält, was man erhoffen konnte.