Violent Femmes

We Can Do Anything

PIAS/Rough Trade

Alt werden mit Legenden: Es ist der alte Folkbluespunkrock, aber natürlich lange schon nicht mehr so wild.

Die Wucht und Dringlichkeit ihres Debüts, das von nichts als dem heftigen Pochen in Gordon Ganos Brust, Schläfen und seiner Hose zu handeln schien, würden sie nie wieder erreichen. Dass es diesem Straßenmusik-Trio aus Milwaukee gelang, trotzdem weitere drei, vier, manche sagen sogar fünf relevante Alben aufzunehmen, ist eine Leistung, die man nicht geringschätzen sollte.

Nach einem Urheberrechtsstreit zwischen Gano und Co-CEO Brian Ritchie, der das Ende der Femmes im Jahr 2009 besiegelte, kehrten sie 2013 schon wieder zurück. Wenn man trotzdem etwas vermisst haben sollte in dieser kurzen Zeit, dann war das Ganos mauliges Gejaule und Ritchies rasselnde Akustikbassgitarre. Die sind längst Rock’n’Roll-Allgemeinkulturgut – und auf WE CAN DO ANYTHING, dem Album zum Comeback, dem ersten nach 16 Jahren, wieder die halbe Miete.

Auch den Rest kennt man zur Genüge: this ol’ Besen-Twist, Tresenchöre, die genügsame E-Gitarre, die einfach die Strophenmelodie nachsingt, homöopathische Grand-Piano-Noten zur Ballade. Trivial-Storyteller Gano erzählt dazu von Skurrilitäten in einer Welt, die dem Volk nahe ist. Als trällernder Killer, der sich seiner Beute sicher ist (auf dem Beifahrersitz; das Stück heißt „Big Car“), arbeitet er ein uraltes Pub-Entertainment-Thema auf.

Die Ironie im Schmachtfetzen über „Untrue Love“ bekommt Gano genau so dosiert, dass einem der Umstand, dass diese Form der Klischee-Verballhornung längst mehr Staub angesetzt hat als das Klischee, über das sie sich lustig macht, wurscht ist. Macht trotzdem Spaß. Und dass man den Schunkel-Refrain von „Issues“ mitsingen möchte, liegt nicht nur an seiner tröstlichen Melodie. Denn jeder kennt solche Typen, die plötzlich in deiner Küche stehen und ihre Issues auspacken. Diese Issues-Typen, die glauben, nur sie hätten welche. Ein Klassiker.