Virgo Four :: Resurrection

Rush Hour/Groove Attack

Das Label Rush Hour spitzt den Bleistift und schreibt die House-Geschichte neu. Grund sind Chicagos verlorene Söhne Virgo Four und fünf Vinyls voll 20 Jahre alter Tracks.

Hätte, hätte Fahrradkette. Was wäre, wenn. Man könnte ein Feuerwerk an Mutmaßungen und Hypothesen abbrennen, wenn man an den möglichen Karriereverlauf von Virgo Four denkt. Zugegeben, es ist schon spannend darüber nachzudenken, inwieweit Merwyn Sanders und Eric Lewis den House der Neunzigerjahre geprägt hätten, wenn man auch außerhalb von Chicago irgendetwas von der Musik der beiden gehört hätte. Vermutlich würde Resurrection jetzt einfach „Best of“ heißen. Dass diese Musik überhaupt veröffentlicht wird, ist dem niederländischen Label Rush Hour zu verdanken. Zur Vorbereitung auf diese Großtat wurde vor einem Jahr das Debütalbum von Virgo Four neu aufgelegt, und jetzt erscheint mit Resurrection ein Mischmasch aus Album und Lebenswerk. Insgesamt 30 Tracks aus der Schaffensperiode 1984 bis 1990 wurden auf fünf Vinyls bzw. eine CD gepresst. Mit aller Berechtigung. Diese teils metallischen und rauen Jacker sind brillante Zeitzeugen des Beginns eines gewaltigen Housebooms gewesen, der außerhalb der Windy City leider ohne Virgo Four stattfand. Dazu soulige, ohne Sequencer gemixte 4/4-Ware, die immer die Sprache der frühen Neunziger spricht. Von einzelnen Highlights darf man da nicht reden. Vier Geschichtsstunden, für die man sich alle Zeit nehmen sollte. Man darf dankbar sein, dass diese Tapes nicht mehr unbeschriftet in diversen Kisten verroten.

Christopher Hunold