Waldeck – Ballroom Stories

Eins muss man Herrn Waldeck, Vorname Klaus, auf jeden Fall lassen: In Zeiten, in denen noch nicht mal nostalgietrunkene Hähne mehr nach dem „Sound Of Vienna“ krähen (Kinder, sind die 90er-Jahre lange her), sortiert der studierte Jurist die Reste des Wiener Klangkosmos, lotet dieses und jenes neu aus und vermählt elektrische Möglichkeiten mit analogem Tanzvergnügen. Ballroom Stories heißt das neue Album, und das bedeutet en detail: Waldeck packt Lieder aus den Tanzsalons der 20er-und 3oer-Jahre in Watte, lässt seine Allzeit-Muse Joy Malcolm hier und da soulful säuseln, fährt ein Miniatur-Orchester mit diversen ßläsern, Piano, Standbassund Akkordeon auf, aus dem Klarinett4en-Klänge hervorstechen, die an Klezmer-Musik erinnern – und elektrifiziert das Gesamtpaket dann so dezent wie vornehm. Auch im Wien des 21. Jahrhunderts kommt der Strom nach wie vor aus der Steckdose, und zwischen Dub-, Dope- und Downbeats macht sich Herr Waldecks elektrifizierter Tanztee ganz vorzüglich. Mit Mut zur Soundlücke wird „Bei mir bist du schön“ als Dub geliefert, „Make My Day“, der Song, mit dem Mercedes aktuell seine Nobelhobel bewirbt, ist auch mit drauf und selbstverständlich moderat bouncyund wenn man überhaupt etwas bemäkeln kann, dann etwas, wofür Herr Waldeck nichts kann: Ballroom Stories wird da enden, wo es, weil es Stil hat, nicht enden sollte: In den Coffee-to-goand-to-drink-Geschäften einer fies gleichgeschalteten globalen Kommerzwelt. Kaffeehäuser statt Latte Macchiato mit Zimtgeschmack an Bananenaroma, das war, na klar: leiwand. Habe die Ehre: 4 Sterne.

www.waldeck.at