Warren Zevon – The Envoy
THE ENVOY, Zevons fünfte LP, läßt nicht die geringsten Abnutzungsoder Weichspülerscheinungen erkennen. Noch immer – und das war von jeher seine größte Stärke – kann Zevon Songs schreiben, die sofort ins Ohr gehen und sich dort festsetzen. Außerdem (und das ist ungewöhnlich für einen L.A.-Mafia-Musiker) kann Zevon richtig rocken. Hinzukommt noch, daß er nicht, wie viele seiner Kollegen, ein und dasselbe Text-Thema wieder und wieder umschreibt, sondern sich scheinbar jedesmal neu Gedanken über interessante Lyrics macht. So geht es auf satirische Weise im rockigen Titelsong darum, daß die USA in die Krisengebiete der Welt – wo sie selbst durch CIA-Aktivitäten Mit- oder Hauptaggressor waren (genannt ist El Salvador) – Gesandte schicken, die vor den Fernsehkameras der Welt beweisen sollen, wie bemüht die Staaten doch um den Frieden sind. „Let Nothing Come Between You“ und „Never Too Late For Love“ sind musikalisch wie textlich attraktive Love-Songs, „The Overdraft“ ein heulender Rocker, .Charlies Medicine“ der für Zevon scheinbar obligatorische Drogen-Song mit einer scharfen Hookline, .The Hula Hula Boys“, wie der Name schon vermuten läßt, eine hawaiianisch angehauchte Ballade und, und, und… Trotz der angenehmen Vielfalt besitzt die LP einen roten Faden. Geholfen haben diesmal wieder: David Landau, Leland Skar, Jeff Porcaro, Danny Kortchmar, J. D. Souther und Waddy Wachtel, der zusammen mit Warren und Greg Ladanyi die LP sehr transparent und gleichzeitig druckvoll produziert hat. Wer auf amerikanische Rock- und Balladen-Musik steht, sollte mal bei Zevon ‚reinhören. 5 Tom Hospelt
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