Ween – The Mollusk :: Völlig gaga

Ween sind verrückt, im besten Sinne. Das Duo (Aaron Freeman aka Dean Ween und Mickey Melchiondo aka Gene Ween) aus New Hope, Pennsylvania, beglückt seit 1990 die Welt mit im Pop verwurzelten Tondokumenten zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen großer Songwriterkunst und beißender Ironie. Die geistige Verwirrung unserer Protagonisten (manche bezeichnen sie auch unschön als „Idioten“) scheint nicht nur Grundvoraussetzung für die Ween’sche Kreativität zu sein, sondern sich auch auf die Leute zu übertragen, die sich mit ihnen beschäftigen. So war das Ween-Werk, 12 GOLDEN COUNTRY GREATS im letzten Jahr die Nummer 1 der falschgeschriebenen Albumtitel. Von der internationalen Presse (bis auf ME/Sounds, versteht sich) über die Plattenfirma bis hin zu (sonst) allwissenden Schreibern konnte sich keiner so recht auf eine einheitliche Schreibweise verständigen. Der häufigste Alternativ-Vorschlag war „12 Country Greats“, aber „12 Country Golden Greats“ war auch nicht schlecht. Egal ob der Titel falsch oder richtig geschrieben war, mit diesem Album zeigten Dean und Gene so mal ganz nebenbei, daß sie in der Lage waren, ein astreines Country-Album (natürlich mit subversiven Texten) aufzunehmen, um sich wenig später darüber zu beklagen, daß „jeder denkt, wir wären eine parodistische Band, nur weil alle unsere Platten etwas Lustiges haben“ (Dean). Und nun kommt THE MOLLUSK – das weitgehend nautische Album von Ween. Es unterstreicht, was wahre Fans längst wissen: Ween können alles und Ween dürfen alles. Micky-Maus-Musik („I’m Dancing In The Show Tonight“), 70er Jahre Liedermacher-Schwulst („The Mollusk“), Walzer („Polka Dot Tail“), Billy Idol-trifft-sowas-wie-lndustrial („I’ll Be Your Johnny Tonight“), Pink Floyd-Psychedelia der Syd Barrett-Ära („Mutilated Lips“), Shantys („Cold Blows The Wind“), Vokalgrupppen-Muzak („It’s Gonna Be (Alright)“),Post-Psychedelia/Prä-Prog („Buckingham Green“ zwischen ELO, mittleren Kinks, Yes und Jethro Tull)-oft wird das nicht pur dargeboten, sondern von modulierten Synthesizer-Klängen oder verfremdeten Stimmen zerstört. Bleibt nur noch eine Frage im Zusammenhang mit Ween offen: Wieviel Spaß hätten wir an Songtexten wie dem von „Wavin‘ My Dick In The Wind“, würden wir sie in einer deutschen Fassung von sagen wir mal – J.B.O.- hören? Egal, Ween haben weder einen dumpfbackigen Ansatz noch ein dumpfbackiges Following. Und wer ein Album mit 14 Songs machen kann, das wie ein Sampler mit 14 verschiedenen Bands klingt, darf ruhig sein Geschlechtsteil in den Wind halten und auch noch darüber singen.