Westernhagen :: Affentheater
Lustvoll
„Ich bin so reich, so schön, so unsagbar nett, und ich kann singen und tanzen, ich bin ein Superstar“ Marius Müller-Westernhagen sagt in einer Textzeile, was Sache ist – und macht damit in seiner Position das einzig Richtige: selbstbewußt kokettiert er mit seiner Ausnahmestellung in der deutschen Musikszene. Mit entwaffnender Chuzpe fügt er im selben Song („Superstar“) hinzu: „Ich bin jetzt Sänger bei den Rolling Stones.“ Augenzwinkernde Selbstironie, die ihn um Längen glaubwürdiger erscheinen läßt als die Kollegen Grönemeyer und Niedecken, die immer wieder geschickt den bodenständigen Burschen von nebenan mimen und dabei doch den Popstar nicht verbergen können. Westernhagen hingegen stellt mit dem Titel seines neuen Albums von vornherein klar: alles reines AFFENTHEATER. Dieses Motto ermöglicht es dem kühlen Blonden, sich von seiner lockeren, lustbetonten Seite zu zeigen. So zum Beispiel in dem mit feurigen Samba-Rhythmen und eindeutigen Lyrics gewürzten „Willenlos“, der wunderbar schmolzigen Ballade „Donna“ oder in der herrlich einfachen Rock’n’Roll-Nummer „Hey Honey“. Politische State-ments finden nur am Rande und in äußerst abstrahierter Form statt („Schweigen ist feige“). Generell gilt die Devise: power statt political correctness, Lebenslust statt öder Betroffenheit. Solides Selbstbewußtsein spiegelt auch MMWs Musik wider. Standen beim Vorgänger JAJA noch die Stones Pate, so überzeugt das aktuelle Album mit einer klaren, eigenen Linie. Mit einer perfekt harmonierenden Band im Rücken erlaubt sich Westernhagen stellenweise sogar dezente Ausflüge in ungewohnte Gefilde. So überrascht „Die Welt ist schön“ beispielsweise mit dezenten Anleihen beim Dancefloor-Jazz. Fazit: erfreulich frische, unkomplizierte Pop-Musik, perfekt in Szene gesetzt.
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