Der Nächste, bitte: Auch Marius Müller-Westernhagen gibt seine Echos zurück


Nach Klaus Voormann, Notos Quartett und Igor Levit will nun auch Westernhagen seine ECHO-Preise nicht mehr haben. Lest hier, warum.

Marius Müller-Westernhagen hat den deutschen Musikpreis ECHO kritisiert. Ausgehend vom Skandal um Nominierung, Gewinn und Auftritt von Kollegah und Farid Bang beim ECHO 2018 schreibt der 69-jährige Musiker auf Facebook: „Aufgrund seiner inhaltlichen Fehlkonstruktion war der ECHO in der kulturellen Welt nie relevant. Aber hier geht es nicht um das Kalkül der profitmaximierenden Musikindustrie und ihrer Mechanismen. Es geht im Kern um den Zerfall einer kultivierten Gesellschaft. (…)“ Deshalb möchte Westernhagen sich Klaus Voormann anschließen seine eigenen ECHO-Trophäen zurückgeben. „Das schafft Platz bei mir zu Hause und in meinem Herzen“, sagt er.

Lest hier das vollständige Statement von Marius Müller-Westernhagen zum ECHO 2018:

„Money makes the world go round.

Mit großem Interesse habe ich von Südafrika aus die peinlichen Vorkommnisse bei der diesjährigen ECHO-Verleihung und die darauf entstandene Debatte verfolgt. Die Verherrlichung von Erfolg und Popularität um jeden Preis demotiviert die Kreativen und nimmt dem künstlerischen Anspruch die Luft zum Atmen. Eine neue Stufe der Verrohung ist erreicht. 
Künstler haben eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Sich hinter künstlerischer Freiheit zu verstecken oder kalkulierte Geschmacklosigkeiten als Stilmittel zu verteidigen, ist lächerlich. Provokation um der Provokation willen ist substanzlos und dumm. Und eine Industrie, die ohne moralische und ethische Bedenken Menschen mit rassistischen, sexistischen und gewaltverherrlichenden Positionen nicht nur toleriert, sondern unter Vertrag nimmt und auch noch auszeichnet, ist skrupellos und korrupt.
Ich bin nicht der Meinung, dass die mit dem ECHO ausgezeichneten Rapper Antisemiten sind. Sie sind einfach erschreckend ignorant. Money makes the world go round. Aufgrund seiner inhaltlichen Fehlkonstruktion war der ECHO in der kulturellen Welt nie relevant. Aber hier geht es nicht um das Kalkül der profitmaximierenden Musikindustrie und ihrer Mechanismen. Es geht im Kern um den Zerfall einer kultivierten Gesellschaft, der zunehmend der innere moralische Kompass abhanden kommt, und dem sehen wir schon viel zu lange zu, ohne genügend Widerstand zu bieten.
Ich schließe mich meinem geschätzten Freund und Kollegen Klaus Voormann an und werde alle meine ECHOS zurückgeben. Das schafft Platz bei mir zu Hause und in meinem Herzen.
Marius Müller-Westernhagen“

https://www.facebook.com/westernhagen.de/photos/a.251426998208229.82840.165389193478677/2353718397979068/?type=3&theater

Westernhagen hat in seiner bisherigen Karriere sieben ECHOs gewonnen. 2017 wurde er für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Die Kritik am ECHO 2018 und die Folgen

Die ECHO-Verantwortlichen stehen seit Tagen unter schwerwiegender Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, mit Kollegah und Farid Bang zwei Rapper ausgezeichnet zu haben, deren Texte gewaltverherrlichend, rassistisch und mitunter antisemitisch seien. Tote-Hosen-Sänger Campino sprach sich während der Preisverleihung live und öffentlich gegen die Provokationen von Kollegah und Farid Bang aus, Kollegah reagierte mit Häme. Peter Maffay und andere forderten den Rücktritt der ECHO-Verantwortlichen, Klaus Voormann, Notos Quartett und Igor Levit wollen ihre Preise zurückgeben. BVMI-Geschäftsführer Dr. Florian Drücke kündigte Änderungen im Regelwerk des ECHO Pop an.

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