Wild Wild West
Das Leben der Superstars, es kann ein hartes sein, wenn man sich von einem prädestinierten Blockbuster zum nächsten in immer weitere Superlative steigern muß. Aktuelles Beispiel: Will Smith. Erst wagte er den Nahkampf mit häßlichen Aliens und mußte mitansehen, wie das Weiße Haus pulverisiert wurde. Dann war er für den Artenschutz von Besuchern aus fremden Sonnensystemen zuständig, mußte sich unangenehme Wahrheiten über Elvis und Michael Jackson anhören und eliminierte trotz akuter Clibbergefahr eine außerirdische Riesenkakerlake. Und zuletzt klebte dem einstigen Prinz von Bel-Air der kollektive Geheimdienst der Vereinigten Staaten mit allen nur erdenklichen Überwachungsinstrumenten an der Hacke. Die Steigerung? Vielleicht die Hauptrolle in einem zwischen Bond und „Bonanza“angesiedelten Effektewestern nach einer obskuren 6oer-Jahre-Fernsehserie, der ihn mit seinem MEN IN BLACK-Regisseur Barry Sonnenfeld wiedervereint? In dem er als Geheimagent mit dem klingenden Namen James West im Frontier Country des 19. Jahrhunderts gegen den Phallus-fixierten Verrückten Wissenschaftler™ Arliss Loveless (Kenneth Branagh mit schmuckem Bart, aber ohne Beine) antritt, der sich mit dem Plan trägt, den Präsidenten zu ermorden? In dem er dem BMW von 007 und dem Mobil von Batman einen ganzen Eisenbahnwaggon voller technischer Spielereien und Partner Kevin Kline (Filmname: Artemus Gordon – auch nicht schlecht) entgegenstellt? In dem nicht nur eine verblüffende Ansammlung von Effekten (Höhepunkt: Eine 40 Meter große mechanische Stahlspinne stakst über Terrain, über das John Ford einst John Wayne schickte) das Blut in Wallung bringt, sondern auch das tiefausgeschnittene Dekollete von Salma Hayek, die als mysteriöse Unterhalterin in dieser Ausstattungsorgie für mehr Rätsel sorgt als Will Smiths Rap-Titelsong? Der Film ist in etwa so gestelzt und steht auf so wackligen Beinen wie besagte Spinne, allzu oft wird das 150 Mio. Dollar teure Fantasy-Ungetüm nur von Sonnenfelds aberwitzigem Sinn fürs Visuelle und Bizarre und der blendenden Laune der Darsteller zusammengehalten, wo eigentlich gute Drehbucheinfälle oder eine überzeugende Geschichte gefragt wären. Unterhaltsam ist WILD WILD WEST dennoch auch dann, wenn er mehr an das legendär zusammengeschusterte Bruce Willis-Vehikel HUDSON HAWK erinnert als an MEN IN BLACK mit Pferden und Sporen. Und immerhin ist es nicht ohne pikanten Witz, die buchstäbliche Eierlosigkeit von Branaghs verkrüppeltem Bösewicht zur psychosexuellen Triebfeder der Handlung eines Filmes zu machen, der sich in der hochheiligen Männerdomäne des Westerngenres bewegt.
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