YokoOno / John Lennon; Yoko Ono

Unfinished Music No.1.: Two Virgins/Unfinished Music No.2.: Life With The Lions/Wedding Album/Plastic Ono Band

Yoko Ono hat die Beatles auseinandergebracht – im Bewußtsein vieler Freunde der Fab Four ist dieses Vorurteil unauslöschlich gespeichert. Richtig ist, daß die fernöstliche Xanthippe den verschrobenen Beatle John Lennon endgültig auf die schiefe Band lockte. Daß sich aber die Fab Four auch ohne den Einfluß Yokos auseinandergelebt hatten und daß ihr kreativer Zenit bereits überschritten war, wird dabei gern übersehen. Für die Fans steht fest: Yoko war schuld. Deshalb nimmt man der heute 64jährigen Avantgarde-Veteranin den gemeinsam mit Lennon ausgeheckten Aktionismus noch immer krumm. Dabei gehörten ihre dadaistischen Ausstellungen und Happenings zum Muß der Londoner Flower-Power-Szene. Ebenso wie ihre frühen Plattenaufnahmen. In enger Kooperation mit der Künstlerin veröffentlicht Rykodisk jetzt den elfteiligen Yoko-Backkatalog als Einzel-CDs mit Bonustracks (neben den ersten vier Alben sind angekündigt: FLY, APPROXIMATELY INFINITE UNIVERSE, FEELINGTHE SPACE, A STORY, SEASONS OF GLASS, IT’S ALRIGHT-I SEE RAINBOWS, STARPEACE). Mit Album Nummer 1, UNFINISHED MUSIC NO. 1: TWO VIRGINS (RCD10411) (4), besiegelten Yoko und John im November 1968 ihren künstlerischen Pakt. Auf der Platte gibt es zwitschernde Vögel, gastritische Unfälle, ein Pub-Piano und Yokos schrille Schreie zu hören. Historisch betrachtet, war das halbstündige Klangexperiment, verpackt in das berühmte Cover, das Lennon/Ono nackt zeigt, ein frühes Ambientwerk. Auf dem zweiten Album UNFINISHED MUSIC NO. 2: LIFE WITH THE LIONS (RCD 10412) (4) (1969) gibt es eine live aufgezeichnete Klangkakophonie mit den Free-Jazz-Musikern John Tschikai (sax) und John Stevens (perc). Das Werk wird durch Collagen, die an Yokos Krankenbett (vor ihrer Fehlgeburt) aufgenommen wurden, sowie bislang ungehörte Archivtracks („Song For John“,“Mulberry“) ergänzt. Aus zwei langen Stücken besteht das ebenfalls 1969 eingespielte WEDDING ALBUM (RCD 10413) (4). Auf dem einen werden ständig die Namen John & Yoko“ wiederholt, das andere ist eine Audio-Verite Kollektion von Soundclippings, die beim Bed-In im Amsterdamer Hilton entstanden. Drei rare B-Seiten („Who Has Seen The Wind“, „Listen The Snow Is Falling“, „Don’t Worry Kyoko“) gibt es zusätzlich. Als schließlich 1970 YOKO ONO: PLASTIC ONO BAND (RCD 10414) (6) erschien, war das Entsetzen der Kritiker noch größer, als bei den Alben zuvor. Verwirrte Käufer gab es obendrein. Yokos erster Alleingang lag nämlich in nahezu identischer Hülle wie Johns parallel erschienenes Solodebüt vor. Die pumpende Rhythmussektion (Klaus Voormann und Ringo Starr) offeriert hypermoderne Dancebeats, Lennon steuert improvisierte Gitarrenlicks bei, Jazzlegende Ornette Coleman bläst schräg Trompete und Yoko klingt wie ein amoklaufender Synthesizer. Ein Meilenstein, der die kommende Wave-Generation nachhaltig beeinflußte.