Robert Plant: Groupies geh’n mir auf den Wecker…


Am 18. November tauchte Led Zeppelin in geschlossener Formation auf dem Hamburger Flughafen auf. Der Grund: Mit einem geheimen Fest wollte die britische Starband die Gründung ihres nicht mehr ganz neuen Platten-Labels „Swansong begrüssen. Die erste LP auf „Schwanengesang“ bestätigte die gute Nase von Manager Peter Grant. „Bad Company“ von der gleichnamigen Gruppe setzte sich sofort in Armerika auf Nummer eins. Zeppelins zweiter Griff galt den Pretty Things, jenen unverwüstlichen Raufbolden, die bereits seit 1964 mitmischen. Ihre LP „Silk Torpedo“ ist soeben erschienen, die erste weltweite Veröffentlichung auf Swansong.

Wenn Superstars feiern, haben die Gäste nichts zu lachen!

Als Robert Plant (26), John Bonham (25), Jimmy Page (27) und John Paul Jones (26) den Hamburger Club „Cadillac“ erreichten, bestand bereits Erstickungsgefahr. 300 Leute hatten sich in alle Ritzen und Winkel gezwängt. 100 wären bereits reichlich gewesen. Zum Glück hatte man für Zeppelin und Gefolge in der hintersten Ecke zwei Tische freigehalten. Da spielten sich dann, verborgen hinter einer Mauer von Menschenleibem, seltsame Dinge ab. John Bonham, der beliebte, unberechenbare Trommler, lieferte einen Schwanengesang eigener Prägung. Drei todesmutige Fotografen belauerten die tafelnde Runde. Nach den ersten Blitzbildern nahm die friedliche Idylle ein jähes Ende. Bonham stiess ein fröhliches Grunzen aus, nahm kurz Mass und schleuderte Brot und Zubehör auf die erschütterten Fotografen.

Schinken vor der Optik – Gurke in der Kamera

Da der fröhliche Raufbold aber auch die eigene Band und die Pretty Things angriff, tobte bald eine erbarmungslose Lebensmittelschlacht. Im Handumdrehn sah die Schummerecke wie ein Saustall aus. Nass und schmierig der Fussboden, Tische und Polsterbänke.

Robert Plant übt vornehm Zurückhaltung

Aus dem Abseits beobachtete Robert Plant das wüste Treiben. Auf der Bühne macht ER den wilden Mann, zivil gibt er sich liebenswert und bescheiden. „Ich bin ein einfacher Landbewohner“, lacht er und wirft seine blonde Lockenmähne zurück. „Ich lebe ein klares, übersichtliches Leben. Trubel mag ich nicht. Denn in dieser verrückten Popszene kannst Du leicht überschnappen oder grössenwahnsinnig werden.“

„Deshalb habe ich mir dieses Bauernhaus in Wales gekauft. Die meiste Zeit bin ich dort bei Frau und Tochter. Jetzt werde ich schon wieder Vater! Du glaubst gar nicht, wie beruhigend 200 Schafe wirken. Manchmal reite ich stundenlang in der Gegend herum. Diese Landschaft … nie habe ich etwas so romantisches gesehen. Deutschland kommt mir dagegen ein bisschen öde vor. Amerika ist die Led Zeppelin-Hochburg. Grosse Hallen bis 18.000 Leute sind spielend ausverkauft. In Florida brach die Band mit 56.800 Besuchern den amerikanischen Zuschauerrekord, den die Beatles mit 55.000 hielten. Robert: „Wir hassen den Reklamezirkus, der um Popstars veranstaltet wird. Besonders die Groupies gehen mir auf den Wecker. Wir wollen Zuhörer, keine Speichellecker. Mit sechs Goldenen LPs, jede verkaufte mehr als eine Million, ist die Band eh nicht aufs Männchenmachen angewiesen. Unser neues Album „Physical Graffiti“ – erschienen im Januar 75 – haben wir übrigens auf einer einsamen Farm aufgenommen. Ach ja, das Landleben, ich bin froh, wenn ich wieder zuhause bin!“