Robert Plant: London, Astoria


Die Stimme von Led Zeppelin vor kleiner Kulisse. Ein seltenes Vergnügen. Allerdings auch kein ganz ungetrübtes.

wenn Robert Plant im relativ intimen Astoria – 2000 Zuschauer – auftritt, dann tut er das nicht, weil er größere Hallen nicht mehr füllen könnte. Das bezeugt schon die Menschenansammlung, die sich vor den Toren drängt, obwohl längst alle Tickets weg sind. Er tut es, weil ihm halt mal wieder nach Clubs zumute ist. Nach verschwitzten Besuchern, mit denen noch Augenkontakt möglich ist. Nach hölzernen Bühnenbrettern und stinkenden Vorhängen. Er könne heutzutage ja machen, was er wolle, sagt er und gerade steht ihm die Lust nach Roots. Deswegen besteht sein neuestes Album „Dreamland“ zumeist aus Coverversionen von Songs anderer Leute, die ihn durchs Leben begleitet haben. Und die will er seinen Fans in passend rootsiger Umgebung kredenzen. Alle Achtung!

Nur ist dann leider die Praxis bedeutend weniger erbaulich als die idealistische Vision. Sei es, dass Percys Stimme den Strapazen einer Mini-Tournee nicht mehr ganz gewachsen ist. Sei es, dass der Sound den Balkon nur noch in zerquetschter Form erreicht. Sei es, dass sich die neue Band -Strange Sensation heißt sie – fürs Zusammenspiel noch nicht die erforderlichen telepathischen Fähigkeiten angeeignet hat. Los geht’s mit „If I Ever Get Lucky“, einer Arthur-Crudup-Komposition, die feinsten Chicago-Blues mit nordafrikanischen Tupfern garniert. Die Band rockt mit imposantem Swing, Gitarrist Justin Adams zeigt, dass er Nordafrika schon fast so flink aus den Saiten holen kann wie einst Jimmy Page. Plant aber klingt schwach auf der Brust, heiser und irgendwie lustlos. Weiter mit „Seven & Seven Is“, einem Lied von Arthur Lee und Love. „Down To The Sea“ folgt als nächstes – Plants Stimme wirkt geradezu Leidend, während stummen Momenten trippelt er auf der Bühne herum wie eine Flamencotänzerin. Erstmals recht zum Röhren kommt der Meister bei einer Neuversion des Zeppelin-Evergreens „Four Sticks“, gefolgt vom großen Absturz: Plants Version von „Hey Joe“ (ja, dem „Hey Joe“) gerät zu einer form-, charme- und swinglosen Anhäufung von Klischees aus der World-Fusions-Musik. Davon erholt sich der Abend nicht mehr. Auf einmal wirken Plants bizarre Posen nur noch müde, seine gesanglichen Verrenkungen während „Going To California“ nicht passioniert, sondern hysterisch.

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