Statt sich als Pädagoge zu plagen, widmet sich Bob Pollard mit Guided by voices lieber dem Lärm


Nein, so stellt man sich einen gewesenen Grundschulehrer gewiß nicht vor: ein taumelnder Muezzin, der auf einer kleinen Bühne nie dagewesene Tanzschritte ausprobiert und sich dabei an einer Bierdose festhält. Der Extrem-Pädagoge heißt Bob Pollard und ist das Herz von Guided by Voices. Pollards Band huldigt der Popmusik in ihrem brachialen Rohzustand, ihre Konzerte sind Feste der Ekstase, in deren Verlauf sich Luft verflüssigt.

Seit ihrem „Propeller“-Album aus dem Jahr 1992 gelten Guided By Voices nicht nur in den USA als Band, die mehr Beachtung verdient. Vor gut zwei Jahren erhielten Pollard und die Seinen denn auch einen Plattenvertrag, der es ihnen ermöglicht, endlich so zu klingen, wie sie es schon immer wollten – nicht nach Lo-Fi-VierspurBand eben sondern eher schon nach den Who. „Jeder weiß, daß ich die Who sehr schätze“, sagt Pollard, „ich habe mir immer gewünscht, ihren Sound in etwa hinzubekommen. Ich mag aber auch die Beatles, Genesis und Post-Punk Sachen wie die von Wire.“ Und dann, fast unvermeidlich in der derzeitigen Begeisterung für alte Klänge aus Deutschland, verrät Pollard auch folgendes: „Momentan höre ich oft Krautrock aus den späten 60ern und den frühen 70er Jahren.“ Wer wissen will, wie diese Einflüsse unter einen Hut zu bringen sind, der sollte sich „Mag Earwhig“ anhören, die neue CD von Guided By Voices und laut Pollard „ein kleines Ding mit verdammt gutem Rock.“