Tilly Norwood: Diese Hollywood-Stars warnen vor der KI-Schauspielerin

KI-Artist Tilly Norwood sorgt für Aufruhr in Hollywood. Einige Schauspieler:innen äußern sich besorgt

Tilly Norwood, eine KI-generierte Schauspielerin, sorgt derzeit in Hollywood für Diskussionen. Während manche die Innovation begrüßen, warnen andere vor den möglichen Auswirkungen auf die Filmindustrie. Am 28. September wurde sie auf einer Filmkonferenz in Zürich präsentiert — und erntete viele negative Reaktionen. Nach Emily Blunt äußern sich unter anderem auch Whoopi Goldberg, Sophie Turner und Toni Colette dazu.

Wer ist Tilly Norwood?

Tilly Norwood ist Schauspielerin, Model und Influencerin. Also, quasi. Joe Pinkstone von „The Daily Telegraph“ bezeichnete sie als „zierliche Brünette mit Rehaugen, mit einer vorbildliche Aussprache und makellosen Zähnen“. Makellos ist dabei wohl das wichtigste Stichwort, denn: Tilly Norwood ist eine maßgeschneiderte, zur Perfektion bestimmte Kreation. Geschaffen wurde sie von der niederländischen Schauspielerin und Technologiekreatorin Eline Van der Velden. Wie sie gegenüber „Broadcast International“ mitteilte, wurde Norwood mit der Intention, „die nächste Scarlett Johansson oder Natalie Portman zu werden“ in Van der Veldens KI-Studio Xicoia entwickelt. Die Niederländerin ist der Meinung, die Menschen würden sich mehr für die Geschichte innerhalb eines Films interessieren, als für den Fakt, ob die Schauspieler:innen darin echt seien oder nicht.

Tilly Norwood hat zwar keine Geburtsurkunde oder staatlich nachweisbare Identität, dafür aber bereits jetzt eine beachtliche Anhängerschaft auf den sozialen Medien, und steht kurz davor, von einer Talentagentur vertreten zu werden. Doch nicht jede:r ist so überzeugt von Norwoods Potenzial. Yves Bergquist, Direktor für KI in den Medien am „Entertainment Technology Center“ der Universität in Südkalifornien, bezeichnete sie etwa als „Unsinn“. So erklärte er gegenüber „Reuters“: „Es gibt viel verständliche Nervosität und Angst, dass Talente ersetzt werden könnten.“ Doch nach seinen eigenen Interaktionen mit Hollywood-Führungskräften zu urteilen, behauptete Bergquist, dass „seriöse Leute“ keinerlei Interesse daran hätten, vollständig synthetische Charaktere zu entwickeln.

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Das sagen Hollywoods Schauspieler:innen dazu

In einem Interview mit „Variety“ wurde kürzlich Emily Blunt mit Norwood bekannt gemacht. Als sie die Bilder der KI-Figur sah, reagierte die Schauspielerin bestürzt. „Das ist eine KI? Oh Gott, wir sind am Arsch!“, sagte sie. Nun haben auch Whoopi Goldberg, Sophie Turner, Toni Collette und viele andere den geplanten Einsatz der KI-Figur kritisiert.

„Es ist ein bisschen unfair. Das Problem ist, meiner bescheidenen Meinung nach, dass man plötzlich mit etwas konfrontiert ist, das zusammen mit 5.000 anderen Schauspielern entstanden ist“, so etwa Whoopi Goldberg in einer Folge von „The View“. Doch die Schauspielerin blieb zuversichtlich: „Man kann sie immer von uns unterscheiden. Wir bewegen uns anders, unsere Gesichter bewegen sich anders, unsere Körper bewegen sich anders.“

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Zuletzt reagierte auch der „Game of Thrones“-Star Sophie Turner in der Kommentarspalte zu einem Instagram-Post der KI-Figur, doch nicht ganz so zuversichtlich wie Goldberg. Wie „People“ berichtet, schrieb Turner: „Wow… Nein, danke.“

Laut „Deadline“ antwortete Toni Collette auf Instagram mit einigen schreienden Emojis, während sich Mara Wilson der Frage der Repräsentation widmete. Sie schrieb: „Und was ist mit den Hunderten von lebenden jungen Frauen, deren Gesichter zusammengesetzt wurden, um sie zu erschaffen? Konnten Sie keine von ihnen engagieren?“

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Das steckt dahinter

Technologisch gesehen basiert Tilly Norwood auf überentwickelten KI-Algorithmen, die es ihr ermöglichen, realistische Darstellungen zu erzeugen. Diese Technologie wirft jedoch Fragen zur Ethik und zum Urheberrecht auf, insbesondere wenn es um die Nutzung von Daten geht, die ohne Zustimmung von echten Schauspieler:innen gesammelt wurden. So besteht Norwoods Gesicht etwa aus Komponenten bekannter Schauspielerinnen, doch welche Gesichtszüge von wem genau verwendet wurden, bleibt dabei unklar.

Die Diskussion um den rechtlichen Rahmen für den Einsatz von KI in der Unterhaltungsindustrie ist noch lange nicht beendet, und nach und nach melden sich namhafte Schauspieler:innen und die Schauspieler:innengewerkschaft SAG-AFTRA zu Wort. Letztere hat sich klar gegen die Einführung Norwoods in die Filmbranche ausgesprochen. „Kreativität ist und sollte auch weiterhin menschenzentriert bleiben“, erklärte die Gewerkschaft in einer Stellungnahme. „SAG-AFTRA lehnt den Ersatz menschlicher Darsteller durch synthetische Darsteller ab.“

Van Der Velden bleibt zuversichtlich

Van der Velden veröffentlichte später eine eigene Stellungnahme. Auf ihrem Instagram-Account schrieb sie:
„So wie Animation, Puppenspiel oder CGI neue Möglichkeiten eröffneten, ohne der Live-Schauspielerei etwas wegzunehmen, bietet KI eine weitere Möglichkeit, Geschichten zu erfinden und zu entwickeln. Ich bin selbst Schauspielerin, und nichts – schon gar nicht eine KI-Figur – kann das Handwerk oder die Freude an der menschlichen Darbietung ersetzen.“

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Die Erschaffung Norwoods sei für Van der Velden ein Akt der Fantasie und des Handwerks gewesen, so verglich sie den Schaffensprozess etwa mit dem Zeichnen einer Figur oder dem Schreiben einer Rolle. Es braucht Zeit, Geschick und Wiederholungen, um eine solche Figur zum Leben zu erwecken“, erklärte sie. Die Schauspielerin versicherte: „Tilly steht für Experimentierfreudigkeit, nicht für Ersatz.“