Violent Femmes


17 JAHRE NACH IHREM DEBÜT BEMUHEN DIE VIOLENT FEMMES NOCH IMMER IHRE Mischung aus Folkpunk, Country und R’n’B. Ein ehrbares Handwerk, dessen Kunstfertigkeit man ob der einfachen Mittel und überzogenen Straßenmusikergesten gerne übersieht. Doch wen das livehaftig nicht anrührt, muss taub oder Totengräber des Rock’n’Roll sein. Der aus den Besen geschüttelte Snare-Twist fährt in die Knochen, dieses scheppernde Akustikungetüm von einer Bassgitarre diktiert den Hüftschwung, eine quäkende Stimme frisst sich in die Köpfe. Im ausverkauften „Hirsch“ danken es Menschen quer durch die Generationen. Ja, auch viele frische Fans wollen Spaß, den Twist, was auf die Zwölf. Gordon Gano, Brian Ritchie, Guy Hofmann und Gefolge lassen sich nicht lumpen. Das hat dann selbst bei den eigentlich verjährten Teenagerhymnen nichts Peinliches an sich. Warum müssen Greatest Hits eine Bürde sein? Diese Kapelle schätzt sich glücklich, Ekstasespender wie „Blister In The Sun“ oder „Cone Daddy Gone“ und die Pubertätsklage „Add It Up“ im Repertoire zu führen. Und wer nur wegen der Hits gekommen war, hat sowieso die Hälfte verpasst. Da gab es neue Sounds und Arrangements, gute Songs vom aktuellen Album „Freak Magnet“, ein Chieftains-Cover mit Dudelsack, Posaune und dem einstigen Pink-Floyd-ßackingmusiker Dick Parry am Sax, entrückte Avantgarde-Momente. Erst nach mehr als eineinhalb Stunden ließ sich Gano zu einer dritten Ansage hinreißen: Man habe eine ordentliche Rock’n’Roll-Show gespielt, nun habe es sich die Band verdient, zu tun was sie will… Nun wütet Improvisation, die Femmes interpretieren Brecht, Brian Ritchie tickt mit Didgeridoo und einem elektronischen Soundmodulations-Zylinder auf der Rübe völlig aus. Einige treten überfordert den Rückzug an – endlich ist Platz zum Tanzen. Denn am Ende kommt natürlich noch einmal – der Twist.