West-Bam & East-Bam Kultur-Scratch


Das hat’s noch nicht gegeben: West-östlicher Kulturaustausch in der Disco! Der deutsche Discjockey-Champion Westfalia Bambaataa (WestBam) aus Berlin packte seine Plattenspieler plus diverses Vinyl ein und fuhr nach Riga, wo er auf den sowjetischen Meister Rigafalia Bambaataa (EastBam) traf. Die jugendlichen Werktätigen in Rigas führender „Poly-Disco“ standen Kopf! Während WestBam mit Schallplatten hantierte, bediente EastBam vier bis fünf Tonbandgeräte: Mangels tanzbarem Russen-Pop arbeiten die Sowjet-DJs mit den guten, alten Spulen-Tonbandgeräten und Mitschnitten westlicher Sender oder Aufnahmen von West-Platten, die ihnen Touristen durch den Eisernen Vorhang geschmuggelt haben. EastBam glänzte nicht nur durch versierten Umgang mit Mini-Spulen, sondern auch mit einem furiosen, lettisch-englischen Rap zu WestBams Mix-, Cut- und Scratch-Kunststücken. Die Nachricht von seinem Besuch verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und WestBam war rund um die Uhr im Einsatz. Er gab ein Mix-Seminar für die eilig versammelten Discjockeys der Republik, traf in Rundfunk und Fernsehen auf, gab Konzerte mit den Leningrader Kult-Bands Popularnaja Mekanika und Kino und zelebrierte auf Einladung der „Werkstatt zur Restauration nie empfundener Gefühle“ mit einem Saxophon-Ensemble „Ungefähre Kunst“. Und das alles ohne Einschaltung der Botschaften, Kultur-Attaches oder sonstige diplomatische Verwicklungen. Mehr davon! Und: Schafft mehr Platten in die Sowjetunion!