Womack & Womack


Kein Knalleffekt, keine Hits (sie haben ja, im Charts-Sinne, ohnehin nur einen…), keine allgewaltig protzende Licht-Batterie. Nur ein ganz sanft schleichender Groove und ein ausnahmsweise Querflöte spielender Gitarrist – schon der Auftakt signalisiert, daß dieses Konzert sich nicht den vielstrapazierten Show-Dramaturgien unterwerfen wird und nur darauf hört, welchen Rhythmus das eigene Herz schlagen möchte. Zwischen dem eigentlichen Auftakt „Express Myself“ zweifellos auch ein Motto dieses Abends, und dem Kehraus „It’s All Over Now“ keinerlei Zugeständnisse an ein Publikum im ausverkauften Docks, das zu weiten Teilen ein Ticket erstanden hat, weil „Teardrops“ im Radio ja „ganz nett“ war, und sich nun leicht irritiert einem Paar gegenübersieht, das nicht nur lockerflockig unterhalten will.

So erschließt sich die Magie der ersten Konzerthälfte wohl fast nur den Liebhabern, die diesem Ereignis, so sie nicht zu den Konzert-Touristen gehören, schon seit dem 83er-Album LOVE WARS entgegenfieberten. Der Groove, glänzend gestützt und illustriert vom eingangs erwähnten Gitarristen, bleibt meist mid-tempo. Cecil Womack dirigiert die Band zwischen laut und leise, läßt die Songs in unerwarteten Wendungen leben, reißt sich, die Fans zu „Relief!“-Chören animierend, das Hemd vom Leib und die Schuhe von den Füßen.

Dann irgendwann „Teardrops“, in einer relativ langsamen, merkwürdig schweren Version, die zunächst gar nicht recht funktionieren will und dann doch wunderbar aufbricht, als Linda beschwörend. zwischen Rüstern und Schreien, immer wieder die entscheidende Zeile („… when I felt it with you …“ ) gegen den Rhythmus wirft.

Zum Finale „Celebrate The World“, das von der Band leider etwas unsubtil zusammengerockt wird, entert dann (fast) die ganze Nachkommenschaft der Womacks plus Omi Naomi die Bühne: Die Kleinen dürfen ein bißchen trommeln und ein paar Publikums-Hände in der ersten Reihe schütteln.

Über diese demonstrative Zurschaustellung des auch vorher schon beschworenen Familiensinns läßt sich sicherlich streiten. Doch wirkte die ungewöhnliche Abschiedsgeste keineswegs peinlich und ist letztendlich ohnehin nur die logische Schlußfolgerung für ein eigenwilliges Duo, das Musik und Leben wie kein zweites miteinander verschweißt hat. Daß sie „Slave“ und „Love T.K.O“ nicht gespielt haben, werde ich Linda und Cecil nicht verzeihen können…